: Preußischer Fußball-Gleichschritt
■ Der Westen gewinnt den historischen Fußballvergleich: Im Amateur-Länderpokal siegt die Auswahl West-Berlins 4:2
Lichtenberg. Weder Kapitalismus hüben noch Sozialismus drüben konnten den preußischen Gleichschritt im Berliner Amateurfußball verhindern. Im Länderpokaltreffen zwischen den zwei noch existierenden Berliner Fußballverbänden Ost (FVB) und West (BFV) ähnelten sich die Spielweisen wie ein Ball dem anderen. Beide Teams versuchten vor 300 Zuschauern im Lichtenberger Zoschke-Stadion, aus einer sicheren Abwehr heraus über ein fünfköpfiges Mittelfeld ihre jeweils zwei Sturmspitzen in torverdächtige Schußpositionen zu bringen.
Am besten gelang dies zunächst den BFV-Amateuren. Immer wieder angetrieben von Andreas Polenski (Wacker 04), gefährdeten seine Mitspieler Stefan Kuhlow (Reinickendorfer Füchse) sowie Mustafa Kurt (Türkiyem) das Ostberliner Tor. Zunächst balancierte Kurt den Ball aus spitzem Winkel in das Gehäuse des Sven Kaiser (Treptower SV), dann trug sich Kuhlow gleich zweimal in die Trefferliste ein. 0:3 führte der Westberliner Gast bei Halbzeit dieses ersten Treffens seit 1961, denn der BFV stellte ohne Frage das eingespieltere Kollektiv. Im Zeichen des sicheren Sieges waren die West-Amateure in Gedanken wohl schon beim verdienten Sonntagsbraten. Die FVB-Mannschaft ging nun in die vollkommene Offensive, scheiterte jedoch anfänglich am guten Torwart Bohne von Wacker 04. Erst Lutz Hovest (SV Empor) überlistete den letzten Mann mit einem sehenswerten Heber.
Nun kam zum ersten Mal Stimmung auf die spärlich besetzten Ränge. Der FVB stürmte gegen die Westberliner Mauer, brachte es aber nicht fertig, selbst die besten Möglichkeiten zu handfesten Toren zu verarbeiten. Die Strafe folgte auf dem Fuße von Fuchs Kuhlow. Ganz wie ein Profi erschlich sich der Ex-Herthaner eine mißglückte Rückgabe, überspielte den Kaiser von Treptow und kullerte das Leder zum alles entscheidenden 1:4 ins Netz.
Auch wenn es der eingewechselte Stefan Puhlmann (Rotation) nicht wahrhaben wollte und auf 2:4 verkürzte — der historische Fußballvergleich endete zugunsten des Westens. Fast wie im richtigen Leben. Jürgen Schulz
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