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AL-Stadtrat läßt besetztes Haus räumen

Kreuzberg. Gestern ist das besetzte Hinterhaus der Forster Straße 20 in Kreuzberg 36 von der Polizei geräumt worden. Den Antrag hatte der Schulstadtrat und stellvertretenden Bürgermeister Dirk Jordan (AL) gestellt. Es gab keine Festnahmen, lediglich die Personalien der sechs BesetzerInnen wurden festgestellt. Vom Bezirksamt war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Das Hinterhaus, das dem Bezirksamt gehört, soll schon seit Jahren abgerissen werden. Ein Abrißantrag wurde noch in der »alten Zeit«, als von Wohnungsnot weniger die Rede war, genehmigt. Denn die angrenzende Paul-Dormann-Grundschule will dort, wo jetzt der schmale Seitenflügel steht, einen Schulgarten anlegen. Auf die vier Wohnungen, die noch in der Forster Straße 20 übrig wären, käme es bei der Wohnungsnot auch nicht mehr an, verlautete aus Bezirksamtskreisen. Die Besetzer wollten das Haus sanieren, der Träger Stattbau hätte dafür zur Verfügung gestanden. Auch der Verein SO36 und der dortige Stadtteilausschuß haben sich gegen den Abriß ausgesprochen. »Der Stadtteilausschuß hatte eine Denkpause verlangt, aber vergeblich«, ärgert sich Rainer Sauter vom Verein SO36. Ob das Hinterhaus zu retten ist, ist fraglich: Alle BVV-Fraktionen, auch die AL, waren bislang mehrheitlich für den Abriß. Gleich nach der Räumung rückte ein Bauarbeitertrupp im Auftrag des Bezirksamtes an und machte das Haus unbewohnbar.

Besonders pikant in diesem Zusammenhang: Das Bezirksamt läßt seit Jahren nichts unversucht, die Forster Straße 20 abzureißen, da sonst die Existenz der Schule mehr oder weniger auf dem Spiel stünde. Bei einer anderen Schule an der Skalitzer Straße im sogenannten Bolle- Block verschob das Bezirksamt jedoch die geplante Schulerweiterung und gefährdete so nicht nur die Mittel, die der Senat dafür zur Verfügung gestellt hatte, sondern sogar 27 Millionen an EG-Sondermitteln. esch

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