: Demonstration im Waldstadion
■ Eintracht Frankfurt — Bayern München 1:4
Frankfurt (taz) — „Das war eine Fußballdemonstration.“ Trainer Jupp Heynckes kommentierte die Rückkehr zu alter Macht und Stärke seines FC Bayern München nach dem 4:1-Sieg beim Verfolger Eintracht Frankfurt treffend. Der deutsche Rekordmeister wies nicht nur den selbsternannten Bayern-Jäger Nummer eins in die Schranken, sondern baute am 12. Spieltag der Fußballbundesliga durch den Punktverlust des 1. FC Kaiserslautern gegen Aufsteiger Wattenscheid 09 (1:1) seine Führung aus. Zum 300. Mal sind die Münchener Tabellenführer, und die Konkurrenz reagierte mit Respekt. „Ein Kompliment an die Bayern. Sie haben abgezockt, waren clever und unheimlich stark. Für uns war es brutal und deprimierend“, lobte Frankfurts Kapitän Karl-Heinz Körbel den triumphalen Sieger.
Mit 14:1 Toren binnen acht Tagen aus den Spielen gegen Hamburg, Sofia und Frankfurt erhob sich der zwölfmalige Titelträger nach der 0:4-Pleite in Köln vor zwei Wochen wie ein Phönix aus der Asche. „Wir haben einen Reinigungsprozeß durchgemacht“, erklärte Heynckes den Aufschwung und Kapitän Klaus Augenthaler, der beim Kölner Debakel noch an Rücktritt dachte, sieht die Bayern wieder als unumstrittenen Favoriten: „Wenn wir so weiterspielen, schlägt uns keiner.“ Vor 60.500 Zuschauern im ausverkauften Waldstadion demontierten die Bayern ihren Gegner durch Tore von Wohlfarth, Laudrup, Effenberg und Kohler. Erst beim 0:4 gelang Eckstein der Ehrentreffer. „Die Meisterschaft können wir abhaken“, meinte Eintracht-Torwart Uli Stein.
Frankfurt erwies sich wenigstens als fairer Verlierer. Trainer Jörg Berger blieb nach dem Fiasko nur die Bewunderung für die „meisterlichen Bayern“. Deren Kapitän Augenthaler hat nach dem reinigenden Krach erkannt: „Wir sind endlich wieder eine Mannschaft. Jeder rennt für jeden. Es gibt keinen Star.“
Dennoch trägt das Münchner Volksgeheimnis Namen. Augenthaler setzte mit seinem Einsatz — oft an der Grenze des Erlaubten — kämpferische Akzente. Der überragende Reuter als Motor ließ die Frankfurter Filigrantechniker wie den kurz vor der Pause verletzt ausgeschiedenen Möller, Bein und Falkenmayer nie zu konstruktivem Spielaufbau kommen. Kohler neutralisierte Frankfurts Angriffsduo Yeboah und Eckstein fast im Alleingang. Mit seinem sehenswerten Treffer gegen den von seiner stürmenden Deckung alleingelassenen Uli Stein provozierte Laudrup förmlich das Lob seines Trainers. Jupp Heynckes: „Laudrup lernt langsam, sich dem Bayern-Stil anzupassen.“ Neben seinen Angriffsqualitäten demonstrierte der laufstarke Däne auch seine produktive Mitarbeit im defensiven Bereich.
Mit derartiger Einstellung war es bei der Eintracht nicht zum besten bestellt. Auch der neue Nationalmannschaftslibero Manfred Binz stand wie Schlußmann Stein („Wir hätten gut und gerne auch sieben oder acht Tore kassieren können“) dem Bayern-Sturm-und- Drang machtlos gegenüber. Die ehemaligen Eintracht-Stars Grabowski und Pezzey als enttäuschte Augenzeugen des Frankfurter Fiaskos spendeten unisono Trost: „Solche Niederlagen gibt es nun einmal im Fußball. Man muß deswegen die Eintracht noch nicht abschreiben.“
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