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Budapests Bevölkerung unterstützt Taxiblockaden

Seit drei Tagen laufen die Blockadeaktionen gegen die überfallartige Erhöhung der Benzinpreise/ Jetzt werden die Verhandlungen mit der Regierung live in den Medien übertragen/ Sonntagsausflüge unterblieben  ■ Aus Budapest Roland Hofwiler

Stickige Luft liegt über Budapest, und doch war sie nie so frisch wie an diesem Wochenende. Zehntausende Taxifahrer verwandeln seit Freitag die Donaumetropole in eine riesige Fußgängerzone. Auch am Sonntag noch ließen sie kaum Autos passieren. Aber nicht deshalb, um den Menschen endlich vor Augen zu führen, wie verpestet ihre Umwelt ist, blockieren sie jede Straßenkreuzung und bringen den Verkehr zum erliegen. Ihr Zorn entzündet sich an einer plötzlichen Preiserhöhung für Benzin von 37 auf 62 Forint pro Liter. Hatte der ungarische Regierungssprecher noch am Donnerstag kaltblütig erklärt, alle Gerüchte um eine anstehende Preiserhöhung um achtzig Prozent entbehrten jeder Grundlage, staunten die Autobesitzer tags darauf nicht schlecht, als die Preisschilder an den Zapfsäulen in die Höhe geschnellt waren.

Doch niemand hatte damit gerechnet, daß in die Taxifahrergewerkschaft in derartig kurzer Zeit eine landesweite Blockadeaktion ausrufen würde, die nicht nur überall und von allen befolgt, sondern von weiten Teilen der Bevölkerung gutgeheißen würde. Am Samstag morgen waren bereits alle Grenzübergänge ins Ausland, alle Flughäfen und Überlandstraßen von unüberwindbaren Straßenblockaden versperrt. Sattelschlepper wie Kranfahrzeuge von kleinen Privatspediteuren stellte man ebenso quer über die Straße wie Traktoren und Fuhrwerke. Krankenwagen und Lebensmitteltransporte durften passieren, sonst war alles dicht. Nur die Metro verkehrte störungsfrei.

Versuchten die regierungsnahen Medien wie Fernsehen und Rundfunkanstalten die Gefahr einer gewalttätigen Auseinandersetzung an die Wand zu malen, da angeblich die Mehrheit der Bevölkerung die Notwendigkeit der Preiserhöhung eingesehen habe, zeigte sich auf der Straße und in den oppositionellen Medien ein ganz anderes Bild. Heftig diskutierte man zwar, war sich aber weitgehend einig, die seit Monaten regelmäßig über den Kopf der Bürger beschlossenen Preiserhöhungen könnten nicht mehr länger hingenommen werden.

Bis Sonntag stellte sich die Regierung stur, erst dann zeigte sie sich erstmals zu Verhandlungen bereit. Zur Mittagszeit fanden sich zweihundert Vertreter aller Seiten, darunter die Minister für Finanzen und Industrie, zu einem Runden Tisch ein, die Verhandlungen wurden live übertragen und dauerten bei Redaktionsschluß noch an. Die Streikenden lockerten zur gleichen Zeit die Straßenblockaden — „vorübergehend“, wie sie ausdrücklich betonten. Während sich vor allem an den Grenzorten die Situation entspannte und Tausende Touristen die Lage nutzten, um endlich ausreisen zu können, verzichteten die meisten Ungarn auf Ausflüge mit dem Auto. Über die acht Donaubrücken rollte eigentlich nur der städtische Autobusverkehr. An neuralgischen Punkten der Hauptstadt parkten noch immer Tausende Taxis, um die sich Trauben von sonntäglichen Schaulustigen versammelten. Gemeinsam verfolgte man über die dröhnenden Autoradios die Verhandlungen mit der Regierung.

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