HEUTEMALBLUES  ■  JEFF HEALEY

»Jeff wird die Gitarrentechnik revolutionieren«, sprach einst der nun seelige Stevie Ray Vaughan, und schon stürmte die Meute der geläuterten Gitarren-Freaks zu dem neuen Guitar Hero, vergaß die blutigen Finger, die Sehnenscheidenentzündungen und alle sonstigen Verstümmelungen, die sie sich bei vorangegangenen Revolten einfing. Denn Paganiniläufe, tapping, Legatokaskaden, speed picking und Tremoloeffekte, das war doch nun schon alles kalter Kaffee. Doch hier war der Mann, der Jeff Healey hieß, und er nahm die geheiligte Stratocaster und, oh Wunder, legte sie auf die Knie und bearbeitete sie wie ein Klavier! Und nicht genug, er sprang damit auf, hüpfte über die Bühne, spielte mit den Zähnen, dann hinter dem Kopf wie einst der unsterbliche Jimi und rotzte dabei die gute alte Pentatonik in das treibende Blues-Rock-Feuer von Schlagzeug und Baß, daß es nur so zischte. Kein Wunder, der Mann ist blind, da muß er ja den Blues haben, dachten die Freaks und staunten Marshalltürme. Hey, das mußt Du Probieren; Hoppla... gar nicht so einfach, was? Macht nix, schließlich ist noch kein Guitar Hero vom Himmel gefallen. So erfüllte sich am Ende die Prophezeiung des seeligen Stevie Ray, während die Freaks auf die nächste Revolution warteten.

So revolutionär wie seine Technik jedoch ist die Musik des 24jährigen Kanadiers beileibe nicht: ein unspektakulärer Bluesrock mit gelegentlichen Tendenzen zum Mainstream, dessen Kraft sich in der produktionsbedingten Enge seiner beiden bisher erschienenen Alben nicht recht zu entfalten vermag. Live aber wird das Trio mit Joe Rockman (b) und Tom Stephen (dr) sicher aus dieser Enge ausbrechen können und eine härtere Sprache sprechen.

Trotzdem hätte ich lieber Dich gesehen, Stevie... Ingo Biess (Foto: Roland Owsnitzki)

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