: Himmlischer Rückenwind
■ T. Mallon, Surfweltmeisters-Aspirant aus Bederkesa, saß uns zum Portrait
Was ist schon Leidenschaft, meine Lieben? Mir gegenüber sitzt einer, hat tausend Fotos mitgebracht, bunte Segelchen zu sehen, Surfbrett mit schwarzem Männchen drauf, sonst lauter Wasserblau, in Wellen: tausend Abzüge von einem Foto; aber nein! Torsten Mallon, scheint–s, kennt jedes beim Kosenamen, vor mir liegt aufgeschlagen sozusagen das Bilderbuch seines Lebens, eines Lebens für den Sport.
T. Mallon Foto:privat
Torsten Mallon, 24, beheimatet in Drangstedt bei Bederkesa, ist ein überaus erfolgreicher Surfer. Er ist auf der deutschen Rangliste im Slalomfahren der zweite und im Speedfahren der dritte und ist aber trotzdem auf keinem seiner tausend Fotos zu erkennen: „Die Person ist zweitrangig“, sagt er und schaut nach, ob ich das auch verstehe. Der Sport ist groß, denke ich, und Mallon sein Meßdiener.
Vor zehn Jahren hat er angefangen. „Vati wollte nicht allein surfen gehn“ und hat eben entsprechenden Zwang auf seinen Sohn ausgeübt. „Es war schon schlimm, ich bin nur schwimmen gewesen erst“. Aber wie schnell ist er dann gekommen, „mein Fanatismus“, da wollte er's nicht mehr anders, und jeden Tag hat ihn „Mutti von der Schule abgeholt“ und mitsamt dem Surfbrett zum nächsten See gefahren, Trainings halber. Hat er den Vater gehaßt? Ach, sagt Torsten, „ich hab mir ja selber gedacht, verdammt, es gibt nichts, was du nicht kannst“, da grinst er mir seitwärts ein wenig zu: „Schon als Kind war ich so verbissen!“ Und jetzt ist erst Ruhe, wenn er Weltmeister ist, dann fängt er sonstwo von vorn an: eine Maschine, die schaufelweise, in gewaltigen Mengen, Willenskraft verbrennt. Hat er schon mal eine Niederlage erlitten? Da muß er lange nachdenken. „Nee, eigentlich nich...“ In der Liebe? „Das's was andres!“ Was fragt man sonst? „Wann hast du zum ersten Mal geweint?“ Die Antwort, ehrlich: „Als mein Surfbrett kaputtging.“ Er ist ein lieber Kerl, läßt sich von mir nach Strich und Faden vernehmen und ist, mit einer erschütternden Aufrichtigkeit, bemüht um mein Verständnis. Er gesteht auch gleich, warum. Er braucht nämlich ein bißchen Presse, um Sponsoren zu locken, wegen Reisekosten und Startgeldern, zumal jetzt, wo er sich auf die 91er WM in Fuerteventura vorbereitet. Wie tut er das? Noch einen Gang raufschalten? Torsten lacht: „Da müßte ich Nachtschichten einlegen!“.
Dieses ist sein Normalarbeitstag: erst zehn, zwanzig Kilometer Laufen (weil ein Marathöner ist er nebenbei auch noch), dann acht Stunden Industriekaufmannslehre, dann Kraft-Training im Fitneßcenter, dann Tischtennistraining, dann tot ins Bett. Wochenends Wettkämpfe.
Zu Menschen wie mir, die ihr Leben eher mit dem Machen halber Sachen zubringen, ist er freundlich wie zu bunten Insekten. Er ist ein Spitzenleister und, solang er's kann, „voll begeistert“, sagt er, von sich. Ich glaubs's; das gibt ihm den Bubencharme.
Für Torsten Mallon ist die Welt hell und klar und marineblau, und in dunkleren Stunden findet er Trost beim Glauben an einen gütigen Vater dort droben „im Himmel, der hinter mir steht und mich vorantreibt“, sagt er, „und beschützt!“
Liebe Sponsoren, hört einmal gut her: ihr wäret schön blöd, wenn es diesem Mann jemals an etwas fehlen sollte und ihr ihm nicht euer letztes Hemd hingäbet, von mir aus mit Firmenaufdruck. Support your local fighter! Manfred Dworschak
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