: Von Hamburg direkt nach Kreuzberg
■ AL-Fraktion nominiert Nachfolgerin für zurückgetretene Baustadträtin/ Hamburger GAL-Frau versiert in Umwelt- und Baupolitik/ MVV entscheidet
Kreuzberg. Die Kreuzberger AL-Fraktion hat eine Nachfolgerin für die jüngst zurückgetretene Baustadträtin Franziska Eichstädt-Bohlig gekürt. Sie sprach sich gestern für die aus Hamburg kommende Bewerberin Erika Romberg aus. Die endgültige Entscheidung über die der AL zustehende Besetzung der Kreuzberger Position wird allerdings die Mitgliedervollversammlung Mitte November treffen.
Mit 29 Jahren trat Erika Romberg zum ersten Mal für die GAL als Mitglied der Hamburger Bürgerschaft ein politisches Mandat an. Politik mit der Frauenliste zu machen reizte die Diplomingenieurin dabei besonders. In den vorwiegend männlich dominierten Bereichen Energie-, Umwelt- und Müllpolitik schlug sie sich bis zum Februar 1989 durch das Hamburger Parlament. Die Strömungskämpfe im »eigenen Laden« bildeten dabei nicht die besten Grundlagen für ihre Form der Politik. Ihre Bemühungen zielten, so Romberg, »immer auf sehr konkrete politische Schritte«. Bevor die gebürtige Rheinländerin aktiv zur GAL in Hamburg stieß, hatte sie sich bereits im Öko-Institut engagiert und das Buch Strom ohne Atom herausgegeben.
Seit 1983 arbeitet Romberg in der Baubehörde der Hansestadt. Trotz allen Streites innerhalb der Frauenfraktion hatte sie von grüner Politik nach der Rotation aus der Bürgerschaft die Nase noch nicht voll. Mit dem Wunsch, zwischen der Partei und der nachrückenden Frauenfraktion zu vermitteln, wurde sie Mitglied im Landesvorstand der GAL. »Mit meinem Vorsatz der Vermittlung bin ich ziemlich gescheitert«, meint Romberg; dennoch bezeichnen viele sie als »linke Integrationsfigur«.
Die Politikerin hat nun zwei neue spannende Aufgaben im Visier. Auf dem Bonner Parkett im Bundestag möchte sie weiter für Atomausstieg und Umweltschutz streiten. Mit ihrer Bewerbung zur Baustadträtin in Kreuzberg — dort befürchtet sie wegen der neuen zentralen Lage verstärkte Verdrängungseffekte — will sie sich für eine Bestandssicherungspolitik einsetzen. Sannah Koch
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