: Deutsche Industrielle finden die Lage „alles in allem desolat“
Bonn (ap/adn/dpa) — Die Industrieunternehmen in den östlichen Bundesländern erwarten in den nächsten Monaten eine weitere Verschlechterung ihrer Situation und anhaltende Entlassungen. Dies geht aus der gestern veröffentlichten Herbstumfrage des Deutschen Industrie- und Handeltages (DIHT) hervor, an der erstmals die Industrie- und Handelskammern aus der ehemaligen DDR teilgenommen haben. Nach Einschätzung des Hauptgeschäftsführers des DIHT, Franz Schoser, wird der „Aufholprozeß“ der ostdeutschen Wirtschaft zwischen drei und fünf Jahren dauern, wobei es im Dienstleistungsbereich schneller und in der Industrie langsamer gehen werde. Das Lohnniveau könnte sich — bei regionalen Unterschieden — in zwei bis drei Jahren an das im Westen angleichen.
Der „Schrumpfungsprozeß“ in der ostdeutschen Industrie schlage voll auf den Arbeitsmarkt durch, erklärte Schoser. In durchweg allen Industriezweigen werde der Beschäftigungsabbau deutlich überwiegen, vorrangig wegen des Abbaus der Verwaltungs- und Produktionshilfsbereiche. Der gegenwärtige Zustand sei „alles in allem desolat“ sei.
Der Warenstrom aus Westdeutschland in die fünf neuen Bundesländer schwillt immer mehr an. Allein für den August errechnete das Statistische Bundesamt in Wiesbaden ein Plus von 241 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Damit sind im August Waren im Gesamtwert von 2,05 Milliarden DM von West- nach Ostdeutschland einschließlich Ost-Berlin geflossen. Für die Zeit von Januar bis August ergibt sich ein Plus von 135 Prozent auf 11,60 Milliarden DM gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Auch die Warenlieferungen aus den neuen Bundesländern nach Westdeutschland nahmen zu, aber die absoluten Zahlen blieben deutlich unter denen der Warenströme Richtung Osten.
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