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Sozialbehörde angeschmiert: Kein Haus für Süchtige

■ Seit drei Wochen verkündet die Behörde ein zweites Haus für Betreutes Wohnen / Kaufverhandlungen gescheitert

Beim Ankauf neuer Häuser für die Unterbringung von Drogenabhängigen ist die Sozialbehörde offenbar wochenlang von der Bremischen Gesellschaft für Haus und Grundbesitz falsch informiert worden. Die Kaufverhandlungen für das Objekt Kurfürsten-Allee 39 a, so teilte die Bremische gestern der Behörde mit, seien gescheitert. Was die Sozialbehörde nicht wußte: Der Eigentümer hatte seine Verkaufsabsichten bereits vor drei Wochen zurückgezogen.

Durch eine Veröffentlichung der „Bild-Zeitung“ war das Haus als Betreutes Wohnprojekt vor gut 14 Tagen in die Öffentlichkeit geraten. Dort sollten obdachlose Drogenabhängige untergebracht werden, damit endlich das völlig überlaufene Wohnprojekt Roonstraße entlastet wird.

„Als das damals in der Bild- Zeitung stand, hatten wir unsere Verhandlungen mit der Bremischen längst beendet“, erklärte gestern Eigentümer Kläuber gegenüber der taz. Der Grund für das Scheitern der Verhandlungen: Die Bremische habe ein leeres Haus kaufen wollen, in der Kurfürsten-Allee 39 wohnen jedoch drei Mietparteien, darunter eine vierköpfige Familie und ein älteres Ehepaar.

Davon hat die Sozialbehörde, in deren Auftrag die Bremische Häuser ankaufen soll, nichts gewußt. „Uns hat die Bremische gesagt, daß in dem Haus ein älterer Herr wohnen würde. Für den könnte die Gesellschaft alternativen Wohnraum zur Verfügung stellen“, sagte Behördensprecherin Andrea Frenzel-Heyduk gestern. Und auch von dem Scheitern der Verhandlungen ist die Behörde nicht informiert worden: Den Kauf des Objektes Kurfürsten-Allee 39 a ließ sich die Sozialsenatorin noch am vergangenen Donnerstag von der Fachdeputation absegnen.

Die Bremische Gesellschaft hüllt sich dazu in Schweigen. Ihr Prokurist Dieter Cordes „hat kein Interesse daran, das aufzuklären“. Die Tatsache, daß die Bremische erst gestern die Behörde über das Scheitern eines Kaufvertrages informiert habe, bedeute nicht, „daß wir das Gegenteil behauptet haben.“

Die Bremische könne auf diesem sensiblen Gebiet keine Öffentlichkeit gebrauchen, weil das die Preise auf dem „ohnehin schwierigen Markt in die Höhe treibt“, meinte Cordes. Erfährt ein Verkaufsinteressent, was die Behörde in seinem Haus plant, klettere die Kaufsumme ins Unermeßliche.

Deshalb müsse man auf dem Markt vollendete Tatsachen schaffen, führte Cordes weiter aus. Warum er die Sozialbehörde drei Wochen lang in dem Glauben gelassen hat, daß das Haus zum Verkauf anstehe, sagte er nicht.

Überrascht zeigte sich auch Manfred Levin, Sachbearbeiter beim Bremer Landesdrogenbeauftragten Guus van der Upwich. Der schiebt die Unkenntnis der Behörde auf einen Makler, der angeblich noch zwischen die Bremische und den Verkäufer getreten ist. „die einzig sichere Kiste ist zur Zeit das Drogenschiff“, meinte Levin. „Wir suchen weiter“.

Damit ist wieder einmal ein Versuch der Behörde jämmerlich gescheitert, vor Anbruch der eiskalten Jahreszeit den nötigen Wohnraum für obdachlose Drogenabhängige zu beschaffen. Für den Trägerverein des Projektes Roonstraße, den Arbeitskreis Kommunale Drogenpolitik, dürfte das eine herbe Enttäuschung sein: Der improvisiert seit Wochen in der völlig überbelegten Roonstraße das nackte Überleben. Markus Daschner

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