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Und am siebten Tag schuf Gott Montana

■ Halbzeit in der National Football League (NFL): Drogenskandal und Zuschauerboom/ Die Titelverteidiger von den San Francisco 49ers mit ihrem Quarterback Joe Montana weiter ungeschlagen

Los Angeles (dpa/taz) — Die amerikanische National Football League (NFL) wird von einem Skandal erschüttert. Donald Igbewuike, Kicker für die Minnesota Vikings, wird des Heroinschmuggels verdächtigt und muß mit einer längeren Gefängnisstrafe rechnen. Die Polizei fand am Wochenende in der Wohnung des Nigerianers zwei Beutel Heroin, nachdem ein Bekannter Igbewuikes bereits in der vergangenen Woche am Flughafen in Orlando mit 31 Heroin-Säckchen im Magen verhaftet wurde. Die Vikings, wohl zum letzten Mal mit Igbewuike, verloren prompt am Sonntag zum Ende der ersten Saisonhälfte gegen die Green Bay Packers 10:24. Titelverteidiger San Francisco und die New York Giants blieben als einzige NFL-Teams bislang ungeschlagen. Die 49ers siegten 20:17 gegen die Cleveland Browns, und die Giants bezwangen die Washington Redskins 21:10.

Die wilde Rauferei um das braune „Lederei“ wird immer beliebter. Die Stadien sind zu 97 Prozent gefüllt, die durchschnittlichen Zuschauerzahlen liegen bei 66.000. „Es läuft wie geschmiert“, sagt NFL-Pressesprecher Pete Abitante, „für Verbesserungen bleibt wenig Raum.“ Die Zuschauerausschreitungen zu Saisonbeginn, als sich betrunkene Fans prügelten, sind kein Problem mehr. Manche Teams verboten den Bierverkauf, andere erhöhten das Polizeiaufgebot.

Ein größeres Problem scheint die Überlegenheit der Erfolgsmaschine aus San Francisco zu sein. Von vielen Trainern als das beste Team aller Zeiten gepriesen, sind die Champions seit 15 Begegnungen ohne Niederlage. Superstar Joe Montana, der die 49ers als Quarterback zu vier Meisterschaften (1982/85/89/90) geführt hat, wird in manchen Broschüren der nordkalifornischen Metropole gar als Touristenattraktion verkauft. Vor allem von dem eher schmächtigen 34jährigen Football- Genie aus Monongahela (Pennsylvania), der den Football so präzise zu werfen versteht wie kein anderer in der Geschichte dieser amerikanischsten aller Sportarten, erhoffen sich die Fans in dieser Saison einen Mega- Trip: den dritten Superbowl-Triumph in Folge, ein Kunstsück, das noch keinem Team zuvor gelungen ist. „Und am siebten Tag schuf Gott Montana und die 49ers“, ist ein beliebter Slogan auf Spruchbändern im heimischen Stadion, und die Trainer der Konkurrenzclubs können es kaum erwarten, „daß dieser Kerl endlich aufhört“.

Natürlich war es Joe Montana, der mit seinen brillanten Aktionen im bisherigen Saisonverlauf den Nimbus der Unbesiegbarkeit, der die 49ers mittlerweile umgibt, aufrecht erhielt, wacker unterstützt allerdings von Mitspielern wie Ronnie Lott, Roger Craig oder dem unwiderstehlichen Fänger Jimmy Rice, die ebenfalls zum Besten zählen, was die NFL zu bieten hat. „Ich kann nur so gut sein, wie meine Mitspieler mitziehen“, erkennt Montana an. Im Training aber wirkt er eher lustlos, abwesend und unmotiviert. Eine erfolgreiche Titelverteidigung werde schwer, „Training ist harte Arbeit“.

Ein anderer Superstar kehrte am vergangenen Wochenende mit großem Erfolg und zwei Touchdowns in die NFL zurück. Bo Jackson, Wide Receiver der überraschend starken Los Angeles Raiders, begann seinen gutbezahlten „Winterjob“. Vor knapp fünf Wochen hatte der Doppelprofi wie üblich noch für die Kansas City Royals in der Baseball Major League gespielt.

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