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Mubarak: Lage am Golf hochexplosiv

■ Ägyptischer Präsident weist Iraker auf Bedrohlichkeit der Lage hin/ Kriegsgerede um Golf nimmt zu

Amman/Kairo/Bagdad (ap/afp) — Nach den Worten des ägytischen Staatspräsidenten Mubarak ist die Situation am Golf so brisant, daß „sie jeden Augeblick explodieren kann“. Die „Brüder im Irak“ forderte er auf, die „Bedrohlichkeit der Lage“ zu erkennen. Wenn ein Krieg ausbreche, treffe er nicht nur den Irak, sondern alle. Für ein arabisches Gipfeltreffen sieht Mubarak derzeit keine Ansatzpunkte. Dazu müßten „Diskussionsgrundlagen“ vorliegen. Ohne diese würde es nur ein „Gipfel der Beschimpfungen“ werden.

Die Befehlsgewalt über die US- Truppen im Golf liege ausschließlich bei der US-Armeeführung. Das erklärte General Schwarzkopf, Kommandochef der US-Streitkräfte am Golf. Er habe sich mit dem saudischen Armeekommandanten Chaled auf einen detaillierten Plan geeinigt, wie die etwa 340.000 Soldaten aus mehr als 20 Nationen eingesetzt werden sollten. Dabei sei ein gemeinsames Kommando gebildet worden, in dem amerikanische und saudische Offiziere zusammenarbeiteten. Das geheime Zentrum trägt den Namen „C3IC“ (Coalition, Coordination, Communication and Integration Center) und ist das „Nervenzentrum“ der alliierten Streitkräfte.

Schwarzkopf warnte aber auch vor einer leichtfertigen Kriegseuphorie. „Wir müssen etwas mehr an die menschlichen Verluste denken, und das nicht nur bei uns, sondern auch beim Feind“, betonte der Vietnamveteran. Die UN-Sanktionen seien erst zwei Monate lang in Kraft und begännen gerade zu wirken.

Erneut hat sich US-Präsident Bush besorgt über die Lage der US- Botschaft und anderer US-Bürger in Kuwait geäußert. Auf einer Wahlkampfveranstaltung am Mittwoch wollte der Präsident aber nicht sagen, welche Schritte er ergreifen wolle. Bush sagte: „Was ich in dieser Sache unternehmen werde, müssen wir einfach abwarten; denn ich habe genug von dieser Art von Behandlung von Amerikanern.“

Der Golf-Sonderbeauftragte des Kreml, Primakow, hat betont, die Sowjetunion werde sich an einem militärischen Einsatz in der Golfregion nicht beteiligen. Allerdings werde sich Moskau einem solchen Einsatz auch nicht widersetzen, „sofern zuvor alle Möglichkeiten für eine friedliche Lösung des Konflikts ausgeschöpft sind“.

Die irakische Presse hat am Mittwoch ihren Ton gegenüber den USA verschärft. Einen Tag nach dem Aufruf des irakischen Präsidenten Saddam Hussein an den Generalstab seiner Streitkräfte, sich auf einen möglichen Angriff innerhalb der nächsten Tage vorzubereiten, so 'Ath- Thawra‘, die Zeitung der regierenden Baath-Partei, der Irak habe seine „Vorbereitungen beendet und befindet sich in höchster Alarmbereitschaft, um den aggressiven Absichten des amerikanischen Feindes entgegenzutreten“. Auch der UNO-Sicherheitsrat ist für seine jüngste Resolution zum Ziel heftiger Angriffe in der Bagdader Presse geworden.

Die Bundesluftwaffe wird der amerikanischen Luftwaffe in Europa von Donnerstag an mit Transportflügen aushelfen. „Damit sollen die wegen der Golfkrise entstandenen Lücken im europäischen Transportkommando der US-Air-Force geschlossen werden“, berichtete ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums am Mittwoch. Den Angaben zufolge wird die Bundesluftwaffe den Amerikanern künftig sechs Maschinen vom Typ „Transall“ zur Verfügung stellen. Diese sollen Post, Ersatzteile oder „sonstige Fracht“ nach England, Italien, Spanien und Griechenland fliegen.

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