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Bundeswehr will Einsatz auch ohne UNO-Plazet

■ Wellershoff gegen die „enge Fessel“ von UNO-Truppen

Saarbrücken (ap) — Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Admiral Dieter Wellershoff, hat sich dafür ausgesprochen, der Bundeswehr internationale Einsätze auch außerhalb von UNO-Truppen zu ermöglichen. Bei einer Veranstaltung des Reservistenverbandes sagte Wellershoff am Samstag in Saarbrücken, das vereinte Deutschland habe Mitverantwortung über Europa hinaus. Er begrüße deshalb die Bereitschaft der Bonner Regierungsparteien und der SPD zu einer verfassungsrechtlichen Klarstellung über mögliche Einsätze der Bundeswehr über das Gebiet der NATO hinaus. Dabei bezeichnete Wellershoff eine Beschränkung auf den Rahmen der Vereinten Nationen als eine „enge Fessel“, die er persönlich nicht anlegen würde. Der Generalsinspekteur wandte sich entschieden gegen Kürzungen im Verteidigungshaushalt. Durch die Übernahme von rund 100.000 Soldaten und 47.000 zivilen Angestellten im Gebiet der früheren DDR seien sogar zusätzliche Mittel nötig, sagte er. In der neuen NATO-Strategie wird sich laut Wellershoff die Rolle der Atomwaffen gründlich ändern. Anstelle eines lückenlosen Spektrums nuklearer Einsatzoptionen trete die Reduzierung auf wenige Atomwaffen.

Für das Gebiet der Bundesrepublik rechnet Wellershoff mit einer Verringerung der Streitkräfte der Alliierten um etwa 50 Prozent. Bei der vereinbarten Verkleinerung der Bundeswehr auf 370.000 Soldaten bis Ende 1994 wird nach Wellershoffs Worten „niemand gegen seinen Willen entlassen oder frühzeitig zur Ruhe gesetzt.“ Der SPD-Ehrenvorsitzende Willy Brandt meinte dagegen am Wochenende, die Bundeswehr könne auch auf 250.000 Soldaten abgerüstet werden.

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