: Kongreß: »Kulturelle Vielfalt in Europa«
Berlin. Den ethnisch gemischten Ländern in Osteuropa droht nach Ansicht des ungarischen Schriftstellers György Konrad ein neuer nationaler Fundamentalismus. Dieser »Fieberwahn« könne die ganze Region verändern. »Wenn nicht einmal der Eiserne Vorhang tabu war, warum sollten dann die von Politikern gezogenen Grenzen tabu sein?« fragte der Autor in einer Rede, die zur Eröffnung des Kongresses Kulturelle Vielfalt in Europa gestern verlesen wurde. Konrad konnte wegen einer Lungenentzündung nicht persönlich nach Berlin kommen, wo der Kongreß mit rund 440 Teilnehmern aus 16 Ländern bis Mittwoch in der Akademie der Künste tagt.
Die großen europäischen Nationen hätten sich bereits »ausgetobt«, hieß es in Konrads Rede. Jetzt seien die Kleinen an der Reihe. Ungarn befinde sich augenblicklich in einer Zwischenphase zwischen Sozialismus und Kapitalismus, wobei der Kapitalismus »mehr Hoffnung als Erfahrung« darstelle.
Der Präsident der Ostberliner Akademie der Künste, Heiner Müller, gab zu bedenken, daß die Freiheit in Europa immer noch geteilt sei. Europa brauche jetzt ein »Programm der Bescheidenheit«.
Auf dem Kongreßprogramm stehen Vorträge, Diskussionen und eine »Zukunftswerkstatt«. Thematisiert werden unter anderem Erfahrungen mit multikulturellen Gesellschaften in verschiedenen europäischen und außereuropäischen Ländern und geschichtliche Phänomene wie die Folgen des Kolonialismus. Als Redner werden unter anderem der indische Schriftsteller Vishnu Khare auftreten und die Bundesbeauftragte für die Integration ausländischer Arbeitnehmer, Lieselotte Funcke. dpa
Ausführlicher Kongreßbericht
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