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Vorkriegsbörse, Nachkriegsrekord McCASH FLOW'S ORAKEL

Krise am Golf, steigende Zinsen, Finanzierungskosten der deutschen Einheit, Rezession in USA, Abkühlung der Weltkonjunktur — so heißen die Symptome, die derzeit für die Börsenlaune verantwortlich gemacht werden. Je nach Tagesaktualität rückt das eine oder andere in den Vordergrund und muß dann als Ursache für die schlechte Stimmung herhalten. Gerüchte über eine Zuspitzung der Lage am Golf lassen die Kurse abbröckeln, die Erholung ein, zwei Tage später wird dann auf die „Erwartung einer friedlichen Lösung“ zurückgeführt, welche kurz darauf wieder, nach einer aggressiven Äußerung von Bush oder Sadam etwa, wegen „steigender Kriegsgefahr“ in einen Kursrückgang einmündet.

So wurde die freundliche Eröffnung der Frankfurter Börse zu Beginn dieser Woche mit den Hoffnungen begründet, die von der geplante Reise Willy Brandts nach Bagdad ausgingen. Zwei Stunden später, als die Kurse wieder ins Rutschen kamen, war es mit der guten Laune vorbei, nun überwogen „Unsicherheiten über die Entwicklung im Golf“, sowie die „Diskussion über Steuererhöhungen zur Finanzierung der Einheit“, die die Anleger verunsicherten.

Eine Ausnahme machten die Aktien der Kaufhaus- und Handelsbranche — sie konnten sich dem allgemeinen Trend entziehen und zulegen. Der Verband des Einzelhandels hatte mitgeteilt, daß 1990 mit einem Umsatzplus von 70 Milliarden DM (gegenüber 1989) und dem erfolgreichsten Geschäftsjahr der Nachkriegsgeschichte zu rechnen sei.

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