Gemeinsames Auto von Volvo und Mitsubishi

■ Pkw-Werk im strategisch günstigen niederländischen Limburg geplant/ Daimler-Benz fühlt sich nicht betroffen

Düsseldorf/Stuttgart (dpa/taz) — Der schwedische Automobilkonzern Volvo und die japanische Industriegruppe Mitsubishi wollen gemeinsam im Süden der Niederlande Autos bauen. Ein Unternehmenssprecher der niederländischen Volvo Car BV bestätigte am Dienstag auf Anfrage entsprechende Gespräche. Allerdings wollte der Sprecher der Volvo Car BV, die zur Zeit zu 30 Prozent den Schweden und zu 70 Prozent dem niederländischen Staat gehört, keine genauen Angaben über das Projekt machen. Jedenfalls werde seit Monaten verhandelt.

Nach Berichten der Tageszeitung 'Aachener Nachrichten‘ planen die beiden Partner, ein Gemeinschaftsunternehmen zu gründen, das frühestens ab 1993 in der Volvo-Fabrik im Raume Sittard bei Aachen 220.000 Autos pro Jahr herstellen soll. Davon sollen 160.000 Autos mit dem Signet der Schweden von den Bändern rollen und 60.000 Wagen des Mitsubishi-Mittelklassewagen „Mirage“ das Werk verlassen. An dem Gemeinschaftsunternehmen werde sich Volvo zu 51 Prozent beteiligen, die Mitsubishi Motor Corporation übernehme den Rest. Zuvor solle Volvo in Göteborg jedoch zumindest 70 Prozent der Anteile an den niederländischen Volvo Car BV übernehmen. Dieses Unternehmen ist wiederum aus dem alten „Daf“-Konzern hervorgegangen, der Pkws und Lkws hergestellt hat.

Der schwedische Konzern ist vor kurzem eine strategische Allianz mit der französischen Renault-Gruppe eingegangen. Andererseits führen die Japaner mit Daimler-Benz „Verlobungsgespräche“. Branchenkenner erwarten, daß sich aus dieser Konstellation Spannungen einerseits zwischen Mitsubishi und Daimler sowie andererseits zwischen Volvo und Renault ergeben könnten.

Volvo hat derzeit mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die niederländische Volvo-Gesellschaft erwartet in diesem Jahr nach den Angaben des Unternehmenssprechers ein Ergebnis „von null oder einen kleinen Verlust“. 1989 hatte das Unternehmen bei einem Umsatz von 3,1 Milliarden Gulden (rund 2,8 Milliarden DM) noch einen Gewinn von 55 Millionen Gulden erwirtschaftet. Insgesamt hat Volvo Car rund 9.000 Beschäftigte, davon 5.500 im Werk bei Sittard. Die Produktion wurde bereits von 125.000 Autos auf 120.000 Stück zurückgefahren und der Abbau von 1.000 Arbeitsplätzen angekündigt.

Die Mitsubishi-Industriegruppe hat offenbar das Dreiländereck bei Aachen zu einem zentralen Produktionstandort für den kommenden EG- Binnenmarkt ausgewählt. Vor wenigen Wochen wurde von der Mitsubishi Electric Corporation, einem Schwesterunternehmen der Mitsubishi Motor, bei Aachen der Bau einer kompletten Fertigung von Chips für die Computerindustrie begonnen. In dieses Projekt wollen die Japaner 600 Millionen DM investieren. Wie es hieß, versuche Japans drittgrößter Autoproduzent durch das Gemeinschaftsunternehmen die EG-Barrieren für japanische Automobilimporte zu umgehen. Die Mitsubishi-Industriegruppe hat rund 295.000 Beschäftigte und erreichte 1989/90 einen Umsatz von umgerechnet 337 Milliarden DM.

Derweil gehen die Gespräche zwischen der Daimler-Benz AG und Mitsubishi gut voran, erklärte Konzernsprecher Kleinert. Für Daimler- Benz seien die Gespräche zwischen Mitsubishi und Volvo keine Neuigkeit. Man wisse davon schon seit dem ersten Treffen des Daimler-Vorstandes mit dem Mitsubishi-Management Anfang des Jahres in Singapur. Planmäßig liefen auch die Vorbereitungen für das nächste Treffen Daimler/Mitsubishi im Frühjahr 1991 in Venedig.