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Feuer im Junkie-Bunker

Berlin (taz) — Beißende weiße Rauchschwaden strömten in der Nacht zum Donnerstag ausgerechnet durch die Belüftungsanlage eines Bremer Bunkers — geradewegs in die Betonschlafräume. Dort schliefen 23 obdachlose Drogenabhängige, für die die Sozialbehörde zum ersten Mal die schweren Bunkertüren hatte öffnen lassen. Wegen der Kälte waren Todesfälle für all die zu befürchten, die sonst in Hauseingängen oder Parkanlagen nächtigen. Notquartiere stehen in Bremen bisher nicht zur Verfügung; in zwei weiteren Bunkern sind bereits AsylbewerberInnen untergebracht. Ursache des Qualms: ein Schwelbrand in den Elektrokabeln zur Heizung. Nur durch den glücklichen Zufall, daß außer der üblichen Besetzung von vier Personen drei weitere MitarbeiterInnen des betreuenden Vereins „AK Drogen“ in dieser ersten Nacht zur Stelle waren, konnten alle Junkies durch den Qualm hinaus durch die einzige Tür ins Freie evakuiert werden, bevor Feuerwehr und Polizei eintrafen. Viele von ihnen klammerten sich an ihre Betten und wollten nicht wieder hinaus in die kalte Nacht. Ein Drogenabhängiger liegt noch mit Rauchvergiftung in der Klinik, die anderen beschrieben ihre gesundheitlichen Folgen „wie nach Tränengas“. Auf der nächtlichen Straße vor dem Bunker sammelten sich derweil empörte AnwohnerInnen, die „diese Leute“ nicht in ihrer Straße sehen wollen. Sozialsenatorin Sabine Uhl versprach, ab Montag andere Notquartiere zu organisieren. Nach knapp zwei Stunden gingen die Obdachlosen zurück in die gelüfteten Schlafsäle. Ihre größte Sorge: daß sie nun auch den Bunker verlieren — obwohl es da „richtige Betten“ gibt und warme Duschen. S. P.

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