: Schmetterhands of Charlottenburg
■ Im Lokalderby knisterte es vor Spannung und alter Rivalität: Wer ist die Nummer eins in Berlin?/ Klar gewonnen hat die Professionalität des SCC gegen das Geld des SV Post mit 15:8, 15:12, 15:11
Wilmersdorf. Die Werner-Ruhemann-Halle war bis auf den letzten Platz gefüllt, als die beiden Berliner Teams von Post SC und SC Charlottenburg das Parkett betraten. Alte Rivalitäten leben auf, wenn sich die Blockspieler, nur durch das Netz getrennt, gegenüberstehen.
Beide Trainer meinten vor dem Spiel, ihr Team sei die Nummer eins in der City. Die Konkurrenz aus dem ehemaligen Ost-Berlin wird schon nicht mehr mitgezählt. Die Spieler des TSC und SC Berlin dienen bloß noch zum Auffüllen der eigenen Kader.
So spielen im Berliner Lokalderby nur zwei Zweitliga-Teams um den Aufstieg in die vereinigte Bundesliga. Als der Verein der Saunafreunde Mitte der 80er Jahre mit seiner damals noch erstligatauglichen Männermannschaft deutscher Pokalsieger wurde, schmetterten zeitweilig fünf aktuelle A-Kader für den VdS.
Aus dieser Zeit rührt die jahrelange Fehde zwischen den Verantwortlichen der beiden damaligen Spitzenvereine. 1983 waren beide Teams absolute Spitze in der zweiten Liga. Es ging in der Friedrich-Ebert-Halle um den ersten Platz in der Liga und den damit verbundenen Aufstieg ins Oberhaus. Der Diplom-Psychologe Menno de Groot betreute die Post- Jungs als Trainer in dieser hochbrisanten Partie. Die Halle platzte ob des großen Zuschauerandrangs aus allen Nähten. Beide Vertretungen lieferten sich eine wahre Volleyball- Schlacht. Nach vier Sätzen stand es 2:2, die Entscheidung mußte im fünften fallen. Da kam es zu diesem folgenschweren Zwischenfall:
Der VdS führte 9:7. Post-Coach de Groot sah sein Team vom zweiten Schiri schwer verpfiffen und griff zur Selbsthilfe, in dem er den Referee mit seiner Wasserflasche naß- spritzte. Es folgte der Hallenverweis von Menno und eine dramatische Aufholjagd nach dem „jetzt-erst- recht“-Prinzip. Doch die Saunafreunde rappelten sich nach einem 13:14 noch einmal auf, siegten mit 17:15 und entschwanden für die nächsten Jahre in die erste Liga.
Die Saunafreunde litten stets unter akutem Geldmangel und verfügten nur in den ersten Jahren über wirklich gute Spieler. Der Verein ist in neuem Gewand jedoch als SC Charlottenburg in die zweite Liga abgestiegen.
Der Post SV schielte nach Öffnung der Mauer in den Osten und wurde fündig. Mit Rene Hecht (230 Länderspiele für die DDR) und Robert Dellnitz (70) fand Trainer Jürgen Schier zwei aktuelle Nationalspieler, die seinen Kader hervorragend ergänzten.
Mit dem Ex-Saunafreund Sven Eggert kehrte vom Europacup-Sieger Moerser SV ein weiterer Könner an die Spree zurück. Dank Schwarz- Schillings Hilfe stehen auch die Finanzen beim Post SV nicht schlecht, so daß die Chancen anscheinend steigen, endlich am alten Rivalen SCC vorbei in die erste Liga einzuziehen.
Vorerst erhielten die Post-Ambitionen allerdings einen empfindlichen Dämpfer. Denn nach 88 Spielminuten stand fest, daß Ex-Oberligist SC Charlottenburg die Postler mit einem 3:0-Satzsieg (15:8, 15:12, 15:11) in die Knie zwang. Da genoß die Mannschaft berechtigt das Bad in der Menge, denn fast 900 Zuschauer waren in die Ruhemann-Sporthalle gekommen.
Ausgezahlt hat sich die professionelle Vorbereitung der Charlottenburger, die sieben bis zehn mal pro Woche trainieren. Dagegen hat der Post SV Probleme mit der Trainingsdisziplin seiner ex-DDR-Stars (außer Hecht). Außerdem scheint beim SCC mit Zbigniew Jasiukievicz der bessere Coach auf der Bank zu sitzen, der eine bedeutend besser eingespielte Mannschaft präsentierte. Dem Post SV bleibt nur die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. -uzi-
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