Südafrikas Streitkräfte mordeten mit

■ Regierungskommission bestätigt: Todesschwadron „CCB“ war Geheimabteilung der Streitkräfte

Johannesburg (taz) — Eine südafrikanische Ein-Mann-Untersuchungskommission, die auf Geheiß von Präsident de Klerk seit März die Beteiligung der Streitkräfte an der Einschüchterung und Ermordung Oppositioneller durchleuchten sollte, hat am Dienstag in ihrem Abschlußbericht eine Vielzahl der Vorwürfe bestätigt gefunden. Richter Louis Harms befand, das „Zivile Kooperationsbüro“ (CCB), eine Art staatliche Todesschwadron, habe über Jahre als Geheimabteilung unter den Fittichen der Special Forces der südafrikanischen Streitkräfte operiert und sich selbst ermächtigt, seine Opfer „anzuklagen, zu verurteilen und zu bestrafen“.

Wichtige Details über die Ursprünge der Abteilung sind allerdings auch der Kommission verschlossen geblieben, da CCB-Verantwortliche, die in den Anhörungen mit Perücken und falschen Bärten auftraten, die Herausgabe aller entscheidenden Unterlagen verweigert hatten. Es sei „schwer zu glauben“, so Harms, daß die Streitkräfte eine Abteilung mit einem Jahresetat von 27 Millionen Rand (gut 16 Mio. Mark) ohne irgendeine Autorisierung und Dokumente betreiben.

Nach den Aussagen vor der Kommission haben die Aktivitäten des CCB im Ausland mit Anschlägen gegen Regimegegner im Exil ihren Anfang genommen. 1988 sei dann die Region 6 des CCB eingrichtet worden, die sich mit der Beschattung, Einschüchterung und Ermordung von Oppositionellen innerhalb des Landes befaßt hat. Die über 100 Mitarbeiter des „Büros“ hatten sich mit mehr als 200 solchen „Projekten“ beschäftigt. Der Harms-Kommission war verwehrt worden, sich mit den Auslandsaktivitäten zu befassen.

Der Kommissionsbericht selbst gibt keine Empfehlungen ab und beruft sich dabei auf die Tatsache, daß das CCB im Juni dieses Jahres offiziell aufgelöst wurde. Neben allerlei Attentaten sollen Staatsanwälte nun auch die Unterschlagung der Dokumente untersuchen, durch die eine weitere Aufhellung der zwielichtigen Aktivitäten verhindert wurde. Die Polizei untersuche derzeit, so Harms, noch Verbindungen zwischen Rechtsradikalen und CCB. Im Lichte der Enthüllungen erklärte sich der Richter außerstande, die „Wiederherstellung des öffentlichen Vertrauens in einen Teil der staatlichen Verwaltung“ — eine ihm vom Präsidenten auferlegte Aufgabe — zu bewerkstelligen. Tim Murphy