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Ristic bewahrt die Ruhe

DFB-Pokal: Blau-Weiß Berlin - Fortuna Düsseldorf 1:0/ HSV und Frankfurt weiter  ■ Aus Berlin Matti Lieske

„Ich habe gerade ein Spiel verloren“, sprach Aleksandar Ristic nach dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal bei Blau-Weiß Berlin, „aber Sie sehen, ich bin ganz ruhig.“ Das war während des Spieles beileibe nicht immer der Fall. Zwar verbrachte der vielumworbene Trainer der Düsseldorfer Fortunen die meiste Zeit bequem in seinen Spezialsessel gefläzt, aber angesichts der oft miserablen Aktionen seiner Mannschaft platzte ihm doch gelegentlich der Kragen und er hob unvermittelt an, wild auf und ab zu hüpfen. Mit weiterer Fortdauer der Begegnung rückte er seine klebrige Sitzgelegenheit dann immer näher an die Seitenlinie, so als wolle er förmlich in das Spiel hineinkriechen.

Die Fortuna wirkte nicht, als gedächte sie ernstlich, dieses Pokal- Wiederholungsspiel vor 3.875 Zuschauern im Olympiastadion zu gewinnen. Gegen den Zweitligisten beschränkte sie sich in der Regel auf solide Verteidigungsarbeit und schien zu glauben, daß irgendein Tor für sie schon irgendwann mal fallen würde. Die einst renommierten Stürmer Jörn Andersen und Thomas Allofs trödelten umständlich, einfallslos, technisch unbedarft übers Feld und zeigten kein Interesse an Torschüssen oder schnellen Kombinationen. Allein Verteidiger Büskens ließ einen Hauch von Dynamik erkennen, versiebte dafür aber auch zwei Riesenchancen, die letzte in der 90.(!) Minute.

So gab es wenig Probleme für die Berliner Abwehr, in der vor allem der von Hertha ausgemusterte, eher wie ein Kneipenmannschaftskapitän wirkende Christian Niebel einen souveränen Eindruck hinterließ. Rückpässe zum Torhüter aus 30 Zentimetern Entfernung absolvierte er ebenso gekonnt wie ein raffiniertes Dribbling zur gegnerischen Grundline, bei dem er fast die gesamte Düsseldorfer Abwehr ins Leere laufen ließ. Dabei offenbarte er allerdings auch, was ihn noch von Diego Maradona unterscheidet. Während dieser solche Aktionen mit einem Tor oder einer genialen Vorlage abschließt, fiel Niebel zum Schluß einfach um.

Auch Blau-Weiß vollführte nicht gerade einen Sturmlauf. „In dem Spiel aus der gesicherten Deckung heraus liegt unsere Stärke“, hatte Trainer Horst Ehrmanntraut vorher geäußert, ein Umstand, der vor allem Stanislav Levy geschuldet ist. Dem 28fachen tschechoslowakischen Nationalspieler gelang das, worum sich Anthony Baffoe bei der Fortuna meist vergeblich bemühte: Er zog vom rechten Flügel aus die Fäden, setzte klug seine Mitspieler ein und flankte dann und wann gefährlich. Steter Unruheherd war ein weiterer Ex-Herthaner, Torsten Schlumberger, der in der Schlußphase zuerst frei vor Torwart Schmadtke zulange grübelte, wohin er den Ball wohl schießen sollte, aber dann in der 83. Minute Glück hatte, daß sich sein abgefälschter 20-Meter-Schuß ins Netz senkte.

Auf die Blau-Weißen wartet im Achtelfinale nun der MSV Duisburg, ein Gegner, der es ihnen vermutlich um einiges schwerer machen wird als die Fortunen. Angesichts deren Auftretens in Berlin ist es kein Wunder, daß Aleksandar Ristic sie verlassen möchte. Ob er, wie gemunkelt, zu Schalke geht, ist nach seinen eigenen Worten äußerst fraglich: „Ich habe fünf, sechs Angebote. Und ich habe alle Zeit der Welt.“

Nürnberg - Frankfurt 0:2

Andreas Möller schoß vor 8.200 Zuschauern in der 95. Minute das 1:0 und gab in der 113. Minute die Flanke zu Falkenmayers 2:0 für die Franfurter Eintracht, die in der dritten Runde auf den 1. FC Saarbrücken trifft.

Hamburg - Hannover 2:1

Ein Tor von Thomas Doll (75.) brachte den Hamburger SV in die nächste Runde gegen Wattenscheid 09. Zuvor hatten vor 7.900 Besuchern Nando (19.) für den HSV und Heisig (37.) für Hannover getroffen.

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