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Neue Bagdader Bedingungen für Krisengipfel

■ Rege diplomatische Aktivitäten um Golfkonflikt/ Sonderbotschafter Gorbatschows in der Region/ Velajati in Bagdad/ Kosten für Operation „Wüstenschild“ werden auf 30 Milliarden Dollar geschätzt

Bagdad/Washington (afp/adn) — Der Irak hat seine Teilnahme an dem vom marokkanischen König Hassan vorgeschlagenen Araber-Gipfel von weiteren Bedingungen abhängig gemacht. Nach einer Begegnung mit dem Monarchen in Tunis erklärte der irakische Vizepremier Ramadan, Staatschef Saddam Hussein werde an dem Treffen teilnehmen, wenn die auf dem „infamen Kairoer Gipfel“ gefaßten Beschlüsse aufgehoben würden. Mitte August beschloß die Arabische Liga in Kairo, daß sich auch arabische Staaten an der multinationalen Streitmacht gegen den Irak beteiligen.

Bereits zuvor hatte Bagdad seine Zusage an die Bedingung geknüpft, zusammen mit der Kuwaitkrise alle Konflikte der Region, einschließlich der Palästinafrage, zu erörtern. Auch die saudische Regierung stellt eine Bedingung für das Zustandekommen einer Gipfelkonferenz. Außenminister Prinz Feisal meinte gestern in Abu Dhabi, vor einem solchen Treffen müsse Bagdad den Rückzug aus Kuwait zusagen. Wie die ägyptischen Zeitung 'Al-Ahram‘ berichtete, habe Saddam Hussein tags zuvor in Bagdad seine „Bereitschaft zu Opfern um des Friedens willen in der Region“ erklärt.

Die stellvertretenden sowjetischen Außenminister Belonogow und Petrowski sind als Sonderbotschafter von Präsident Gorbatschow inzwischen im Jemen beziehungsweise in Marokko eingetroffen, um mögliche neue Entwicklungen im Kuwaitkonflikt zu besprechen. Einen Besuch des Irak planen die beiden Politiker nach Angaben von 'Iswestija‘ nicht.

Der iranische Außenminister Velayati ist am Mittwoch überraschend nach Bagdad gereist. Der iranischen Nachrichtenagentur 'irna‘ zufolge will Velayati mit der irakischen Führung die Golfkrise und die Entwicklung der beiderseitigen Beziehungen erörtern. Thema der Gespräche werde auch die UNO-Resolution 598 sein, auf deren Grundlage der achtjährige Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak beendet wurde.

Nach seinen Gesprächen mit dem libyschen Revolutionsführer Ghaddafi wurde Ägyptens Präsident Mubarak am Mittwoch in Damaskus zu Konsultationen mit der syrischen Führung erwartet. Beide Länder stellen die größten arabischen Kontingente der multinationalen Streitmacht am Golf.

Offenbar unter dem Eindruck der sinkenden Zustimmung zu George Bushs Golfpolitik forderte der Chef der Republikaner im Senat, Dole, eine Sondersitzung des Kongresses zur Golfkrise. Nach einer von der Zeitung 'USA Today‘ in dieser Woche in Auftrag gegebenen Meinungsumfrage unterstützen nur noch 51 Prozent der Amerikaner die Golfpolitik ihres Präsidenten. Die Kosten für die „Operation Wüstenschild“ in der Golfregion werden nach Informationen des US-Fernsehsenders CNN auf rund 30 Milliarden Dollar geschätzt. Bislang sind beim US- Truppenaufmarsch am Golf 35 Soldaten ums Leben gekommen.

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