Verrückt im Kopf?

■ betr.: "Einsame Don Quijotes in spanischen Provinzen", taz vom 8.11.90

betr.: „Einsame Don Quijotes

in spanischen Provinzen“,

taz vom 8.11.90

Wer war doch gleich Don Quijote? Und war der nicht irgendwie etwas verrückt im Kopf?

Verstehe: Jemand, der/die in Spanien — oder sonstwo auf der Welt — bewaffnet gegen die Regierung kämpft, muß einfach verrückt sein. Das hab ich früher auch schon in anderen Zeitungen gelesen (die noch größere Überschriften hatten als die taz).

Stutzig macht nur, daß dann im gleichen Artikel die baskische Wahlkoalition Herri Batasuna als „legaler politischer Arm der ETA“ bezeichnet wird, die bei den letzten Regionalwahlen „noch fast ein Fünftel der Stimmen erhalten“ hat. [...] HB ist also trotz der erklärten Front sämtlicher bürgerlicher Parteien und sämtlicher bürgerlicher Medien nach wie vor drittstärkste Partei im Baskenland. Was an der Analysefähigkeit der Autorin doch erhebliche Zweifel aufkommen läßt — um es wohlwollend auszudrücken. [...]

Die Autorin vermittelt nie etwas über die tatsächliche Stimmung im Baskenland: nichts über die Hoffnung und Motivation, die alle staatsfeindlichen Leute aus der Existenz und Aktivität der ETA ziehen; nichts über die massenhafte Unterstützung der Gefangenen und der Front gegen alle Bullen und das Militär; nichts über die tatsächliche Dimension der wütendenden Attacken der „Ablehnungsfront“, die vor dem Hintergrund des Anschlusses an das befriedete Europa vom Redeverbot zur Organisierung von Gegenkundgebungen geht (die zahlenmäßig trotzdem geringer ausfallen als die großen von HB organisierten Demos, über die die taz wohlweislich auch nicht berichtet), von massenhaften Folter- und Einschüchterungsversuchen an HB-freundichen Jugendlichen bis hin zur Ermordung von HB-Abgeordneten. [...] Harry Stürmer, Berlin