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Wenn Papa nach dem Rechten sieht...

■ Koschnik versucht, die Landespartei auf Vordermann zu bringen

Alle Wahljahre wieder kehrt der weitgereiste SPD-Bundestagsabgeordnete Hans Koschnik an die Gestade der Weser zurück. Kommt, sieht, und staunt nicht schlecht, was die heimischen GenossInnen so alles angestellt und verbaselt haben in der Zeit seiner Abwesenheit. Und dann schaltet sich der Landespapa selbst ein.

Zum Beispiel in die Hafenpolitik: Es gehe nicht an, den Hafen durch wohnungspolitische Spekulationen ins Gerede zu bringen, begrub Koschnik noch einmal die Leiche Hafenstadt und war damit allerdings bei einem Thema, daß die GenossInnen bislang nicht in den Griff bekommen haben: Die Wohnungsnot.

Letzte Woche setzte Koschnik einen geharnischten Brief auf, in dem er unter anderem „faire Lösungen“ für die BesetzerInnen der Grünenstraße forderte. Man könne nicht einfach Häuser räumen, ohne vorher mit den Besetzern gesprochen zu haben, argumentierte Koschnik. Der Brief ging an Bausenator Kunick, an die Sprecherin der Sozialdeputation, Marion Poppen, und an die Bremische Gesellschaft für Stadterneuerung und Stadtentwicklung. Die Bremische verwaltet das Haus, das der Finanzsenator jetzt aus Lust und Laune räumen lassen möchte. Die drei Adressaten sollten sich gefälligst Gedanken machen.

Damit war Koschnik aber noch lange nicht am Ende seiner Parteiinspektion. Verlangte weiter Aufklärung über leerstehende Häuser und versuchte, den GenossInnen ordentlich Wind in die schlaffen Wahlkampfsegel zu blasen: Wer aus Kohlverdruß den Wahlkampf am warmen Ofen zu verbringen gedenke, solle sich nicht wundern, wenn die Partei den Bach abgeht.

Abgründe taten sich auf, denn als Koschnik das Koma realisierte, in dem seine Partei derzeit vor sich hindöst, bekam er tiefe Sorgenfalten auf der Stirn: Routinierte Filzokraten, die politisch kaum noch etwas anderes anzubieten haben als ihre Arroganz, mit der sie Bremen seit über 50 Jahren regieren. Wahlkampf, so lehrte der Papa seine kleinen GenossInnen deshalb, wird auf der Straße gemacht und auch dort gewonnen.

Koschniks Sorgen liegen, wenn man sie beziffern will, bei dreißig Prozent. Nicht für die SPD, denn der Fall der Bremer SPD wäre noch sensationeller als weiland das Ende der SED. Die 30er-Marke liegt bei dieser Landtagswahl für die CDU im Bereich des Möglichen. Will die SPD den Christdemokraten etwas entgegensetzen, müßten die Sozis mal wieder mit dem mühsamen Handwerk des politischen Denkens beginnen. Das wiederum setzt voraus, daß es GenossInnen gibt, die die Voraussetzungen dafür mitbringen. Zumindest die letzte der Sorgen Hans Koschniks teilt auch Rosi Roland

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