: Das Treibhaus-Jahrhundert
Ein absolut notwendiger Gruselkrimi ■ Von Ludger Lütkehaus
Sie hören die Wettervorhersage des globalen meteorologischen Instituts. Die allgemeine Lage: Die Erde liegt im Einflußbereich einer labilen Großwetterlage, die unser Wetter im nächsten Jahrhundert bestimmt. Bei insgesamt steigenden Temperaturen überqueren schwere Störungen unseren Raum.
Die Aussichten bis zum Jahr 2000: Anfangs noch relativ mild, doch zunehmend heißer. Mit orkanartigen Stürmen aus Nordwest und Südost. Ergiebige, zum Teil äußerst heftige Regenfälle in den Tropen, aber auch in der vormals gemäßigten Breiten, mit zunehmender Sturmflut und Hochwassergefahr. In den Subtropen und angrenzenden Zonen Hitzewellen und Dürreperioden.
Der Reisewetterbericht für den Vorhersage-Zeitraum: Ski und Rodel schlecht. Wasserski besser. UV- Einstrahlung in den Hoch- und Mittelgebirgen sehr gut, in den Ebenen gut. Ozonbelastung in den Niederungen beträchtlich. Körperliche Bewegung nur mit Einschränkungen möglich. Im gesamten Vorhersagegebiet ist auf Grund des Zusammentreffens der Touristenkontingente mit dem Strom der Öko-Flüchtlinge Überfüllung in den Erholungsgebieten zu erwarten. Es empfielt sich rechtzeitige Buchung.
Die weiteren Aussichten: katastrophal.“
Teile dieser Wetter-, richtiger: Klimavorhersage haben wir in den vergangenen Monaten und Jahren des öfteren gehört. Ihre zynisch anmutende Zuspitzung, die Wintersportberichte mit Hungerkatastrophen und Völkerwanderungen eines bisher unbekannten Typs kombiniert, ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit.
Wenn wir uns schon jetzt darüber wie über die einschlägige Ursachenfroschung und mögliche Gegenmaßnahmen präziser informieren können, dann ist das einem Buch zu danken, das die bisher faßlichste, am besten formulierte und zugleich schlüssigste deutschsprachige Bestandsaufnahme der Welt-Klima- Katastrophe ist: Hartmut Graßls und Reiner Klingholz' Wir Klimamacher. Auswege aus dem globalen Treibhaus.
Ein Klimatologe und ein Journalist haben hier ein fachlich kompetentes und doch dem Laien verständliches Buch geschrieben. Und vielleicht findet es paradoxerweise eine publizstisch günstige Wetterlage vor. Jedenfalls ist es gerade rechtzeitig zur Genfer Welt-Klima-Konferenz und zur Vorlage des Berichtes der Bundestagsuntersuchungskommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ erscheinen.
Extreme Wetterschwankungen hat es schon immer gegeben: Wer weiß, nach dem nächsten katastrophenarmen und schneereichen Winter sieht für uns alles ganz anders aus. Und daß die Erde sich nach globalgeschichtlichen Maßstäben ohnehin in einer Warmzeit befindet, ist unumstritten. Handelt es sich bei den geschilderten Symptomen, den Orkanen, den Sturzfluten, den Ver-Wüstungen, also tatsächlich um Symptome? Oder sitzen wir nur der üblichen ökologischen Panikmache auf, wenn wir eine Welt-Klima-Katastrophe, ein „Treibhaus Erde“ befürchten — Kassandra zur Abwechslung einmal als Klimaprophetin?
Nun, wir kennen die Situation schon aus allen möglichen Bereichen: Für jede katastrophale Wirkung gibt es immer noch eine andere Ursache. Für jede peinliche Gewißheit einen irgendwie noch begründbaren Zweifel. Für jede Wahrscheinlichkeitsrechnung noch eine Unbekannte. Und vor allem für jedes Gutachten ein Gegengutachten. Kurz: Zaudern ist aller Wissenschaftler wie aller Politiker vornehmster Beruf.
Auf dem Gebiet der Klimavorhersage sind begründete Prognosen freilich objektiv äußerst schwierig. So ist denn auch die Frage, wann, wo und um wieviel Grade es auf der Erde wärmer wird, heute nicht zweifelsfrei zu beantworten (wie auch Graßl und Klingholz einräumen, die sonst weniger zu den berufsmäßigen Zauderern rechnen). Hier ist man also auf Vermutungen, Hochrechungen, Szenarios angewiesen. Mit Sicherheit läßt sich nur sagen, daß der Gehalt der Erdatmosphäre an den sogenannten „Treibhausgasen“ seit geraumer Zeit wächst, und daß der Mensch dieses Wachstum verursacht.
Mit großer Wahrscheinlichkeit läßt sich allerdings auch sagen, daß die so angereicherte Erdatmosphäre wie die Scheibe eines Treibhauses wirkt: Die Wärmeabstrahlung in den Weltraum wird durch die menschengemachte „dicke Luft“ verhindert. Es kommt zu einer globalen Erwärmung, im Wissenschaftsjargon: zu einem „anthropogenen Treibhauseffekt“. Mit der erdgeschichtlichen Warmzeit, in der wir uns befinden, verbindet er sich zu einer letzten Endes von uns verursachten „Heißzeit“. Die Diagnose der Autoren lautet: Wir stehen am Anfang eines Treibhaus-Jahrhunderts. „Wir betreiben einen geophysikalischen Großversuch, den es von Natur aus noch nie gegeben hat: Wir stoßen mit unseren Giga-Emissionen ein Ende einer Eiszeit an, obwohl wir uns längst in einer Warmzeit befinden [...]. Wir blasen Spurengase mit einer Geschwindigkeit in die Atmosphäre, wie es die Erde seit der Zeit ihrer Entstehung nicht mehr erlebt hat. Ein hochinteressanter Versuch, zweifelsohne. Allerdings ein Experiment mit mehr als fünf Milliarden Versuchskaninchen.“
Verantwortlich für den Treibhauseffekt ist, chemisch gesehen, vor allem das, was Graßl und Klingholz die „Treibhausbande“ nennen: die Viererbande von Kohlendioxid, Methan, Distickstoffoxid und die Fluorkohlenwasserstoffe.
Das klingt wohltuend wissenschaftlich-distanziert, zumal wenn wir noch die chemischen Formeln von CO2, CH4, N2O und den diversen FCKWs hinzufügen. Und im Fall des Distickstoffoxids kommt sogar der Humor auf seine Kosten: geht es doch um das sogenannte „Lachgas“. Indessen nähern wir uns schon den heikleren Problemzonen, wenn wir die unmittelbaren Verursacher nennen, die hinter der chemischen Viererbande stehen.
Beim Kohlendioxid sind es alle die Vorgänge, bei denen fossile Brennstoffe — Öl, Kohle, Gas — verbrannt werden. Um hier sogleich neben der unvermeidlichen Heizung einen der vermeidbareren Treibhaustäter zu nennen: Weltweit verpufft gegenwärtig eine Monsterflotte von ungefähr 400 Millionen Autos ihren giftigen Dreck in die Erdatmosphäre; in Kürze werden es 500 Millionen sein. Ein Liter Benzin verursacht beim Verbrennen 2,4 Kilogramm Kohlendioxid. Bei einer jährlichen Fahrstrecke von 20.000 Kilometern und einem durchschnittlichen Verbrauch von zehn Litern pro 100 Kilometern sind das circa fünf Tonnen CO2. Mit anderen Worten: Jede, jeder von uns AutofahrerInnen ist fünf Tonnen Gift und Dreck schwer.
Dann das Methan, das vergleichsweise natürlichste unter den Treibhausgasen. Fünf Milliarden Menschen wollen nicht nur ernährt sein, sondern ein beträchtlicher Teil von ihnen will auch immer tierischer ernährt sein, auch wenn das Fleisch dabei öfters eine Art „Zwischenlager für gesundheitliche Chemikalien“ ist. Für die Erzeugung von einem Kilo Mastrindfleisch werden acht Kilo Kraftfutter verfüttert, die anderen, hungrigen Essern fehlen und indirekt für den achtfachen Methanausstoß verantwortlich sind, den ein Vegetarierer verursacht, von der Abholzung der tropischen Regenwälder ganz zu schweigen. Wenn McDonalds seine Kunden und sich in Deutschland mit deutschen Rindern ernährt, wer und was ernährt dann die deutschen Rinder?
Das langlebige Lachgas bildet sich beim Humusanbau in besagten tropischen Regenwäldern und auf den überdüngten Feldern der Agrarindustrie, „wo Gift und Gülle fließen“, aber auch bei jeder Verbrennung unter sehr hohen Temperaturen, zum Beispiel in Düsentriebwerken, andererseits bei jeder unvollständigen Verbrennung, etwa der Brandrodung, die in den übervölkerten Ländern der Dritten und Vierten Welt eine immer größere Rolle spielt.
Bleiben schließlich die hochaggressiven und noch länger als Lachgas lebenden Fluorkohlenwasserstoffe: Wir verwenden sie als Treibgas, als Mittel zur Aufschäumung von Kunststoffen und als Säuberungsmittel für elektronische Geräte, Computer vor allem: „High Dreck“ also, wie Graßl und Klingholz formulieren. Und um das (Treibhaus-)Maß vollzumachen, so dienen die FCKW pro Jahr etwa 500.000 neuproduzierten bundesdeutschen Autos als Kühlungsmittel für Klimaanlagen, die für unsere Breiten völlig überflüssig sind. Diese Klimaanlagen aber enthalten mehr Fluorkohlenwasserstoffe als ein normaler Kühlschrank und müssen während ihres unnötigen Lebens bis zu dreimal neu gefüllt werden. Die weitere Karriere der FCKW ist inzwischen auch breiteren Bevölkerungskreisen bekannt: In den höheren Regionen zerstören sie eben die Ozonschicht, die in den erdnahen Schichten im Übermaß kondensiert ist, und tragen so dank der komplexen Austauschverhältnisse in der Erdatmosphäre in beiden Fällen zum Treighauseffekt bei.
Insgesamt beteiligt sind also die Auto-, die Flugzeug-, die Raumfahrt-, die Tourismus-, die Öl-, die Chemie-, die Agrarindustrie — und bei allem wir, die Verbraucher, höchstpersönlich. Allerdings in unterschiedlichem Maß in den verschiedenen Ländern. Die USA als Billigland bei der Energieverschwendung liegen mit dem frierenden Kanada an der Spitze. Die Länder des ehemaligen Ostblocks mit ihrem unökonomischen und schon gar nicht ökologischen Verbrauch folgen mit kurzem Abstand — zusammen mit einigen luxurierender Ölscheichtümern. Die so sauberen Niederlande mit ihrer Agrarindustrie und ihrer pro Kopf größten LKW- Flotte der Welt stehen auch nicht schlecht da. Die BRD hält einen gehobenen Mittelplatz. Das zwar hochindustrialisierte, aber schon früh an Energiesparmaßnahmen interessierte Japan liegt erstaunlich weit unten; die Dritte- und Vierte-Welt-Länder trotz ihrer hohen Methangasproduktion noch am Schluß. Die große Unbekannte für das dritte Jahrtausend ist China.
Kehren wir unterdessen mit Graßl und Klingholz vor der eigenen Tür, dann kommt unter anderem dieses satirische Porträt eines bundesdeutschen „Treibhaus-Yuppies“ heraus: „Er lebt beispielsweise auf dem Lande bei Lüneburg und fährt täglich mit seiner Drei-Liter-Limousine nach Hamburg zur Arbeit. Er hat ein wunderschönes, aber schlecht isoliertes Bauernhaus, das er als Single bewohnt, mit Sauna und einem geheizten Swimming-Pool. Am Wochendende besucht er vorzugsweise seine Freundin in Basel, und er verbringt seinen Urlaub auf den Malediven. Er mag gerne saftige T-Bone- Steaks aus Argentinien, verzichtet ungern auf Erdbeeren zum Weihnachtsmenü und kauft sich alle paar Jahre ein neues Fernsehgerät. Natürlich hat er Heimvideo, einen PC mit Laserdrucker und einen ganzen Fuhrpark an Küchenmaschinen. Seine Cola trinkt er am liebsten aus der Aluminiumdose, aber den kalifornischen Wein bevorzugt er in Flaschen. Und die bringt er anschließend im Wagen zum Altglascontainer.“
Aber sind sie denn nicht auch ein bisher unbekannter Typ von Wohltäter, wenn sich unter ihrem Einfluß eine neue Warmzeit, ein neues Klimaoptimum bildet, Grönland wieder Grünland sein wird und die Palmen, wenn nicht an den Polen, so doch in den unfruchtbaren Breiten des Nordens und Südens gedeihen werden? Buchstäblich „blühende Aussichten“ also zumindest für die bisher kältegeschüttelten Länder der Erde?
Tatsächlich gibt es einen in der Zunft durchaus bekannten Klimatologen, Michail Budyko von der Universität Leningrad, der unter diesen Vorzeichen unter anderem der UdSSR fette Jahre prophezeit. Tatsächlich könnte es unter dem Einfluß des Treibhauseffekts eine Reihe von Gewinnern geben. Aber selbst Budyko erwartet auf dem Weg ins Paradies eine Durststrcke von zehn bis fünfzehn Jahren. Und im Weltmaßstab ist die von ihm vertretene Position einigermaßen isoliert — nicht zuletzt, weil sie einige zynische Gewinn- und Verlustrechungen einkalkuliuert. In welchem Maße auch immer: Der Meeresspiegel wie der Katastrophenpegel wird steigen; die Erosions-, die Wüstenzonen werden zunehmen — mit all den Debakeln, die das auf einer ohnehin überbevölkerten Erde nach sich ziehen muß. Die Zahl der Öko-Flüchtlinge, die kein Land der Erde, auch keines der reichen, als Öko-Asylanten anerkennt, wird rapide steigen.
Es müßte also dringend etwas dagegen unternommen werden. Nur was, wo, wann und in welchem Umfang? Zwischen der Losung: „Volldampf weiter voraus!“ und der Möglichkeit einer Vollbremsung, die absurderweise eine zur Vernunft kommende Menschheit voraussetzen würde, erfreuen sich die mäßigen Eingriffe, die „Ingenieurslösungen“ besonderer Beliebtheit. Denn sie haben den enormen Vorteil, daß sie partielle Verbesserungen verbinden mit der Möglichkeit, im ganzen weiterzumachen wie bisher. Die Katalysatoren sind die bekanntesten Beispiele dafür: zweifellos notwendig und hilfreich in begrenztem Maße, aber eine perverse Augenwischerei, wenn der Kat-getriebene Automobi
Fortsetzung nebenan
Fortsetzung
list sich bei laufendem Motor vormacht, er wäre jetzt sauber. Ökologische Filter-Flickschusterei also. Den komplexen Zusammenhängen, wo „nichts bleibt, wie es ist“, wenn sich etwas ändert, wird sie ohnhin nicht gerecht.
Graßl und Klingholz setzen dagegen mit dem Mut zu unpopulären Vorschlägen darauf, das Übel wirklich bei seiner Produktion zu bekämpfen. Für die Hauptversursacher, die industrialisierten Länder, fordern sie nach dem Ende der ökologisch ruinösen Planwirtschaften und dem absehbaren Ende des kapitalistischen Wachstumswahns eine „sozial-ökologische Marktwirtschaft“. Als entscheidendstes Steuerungsinstrument propagieren die Autoren etwas, das sie den „Echtpreis“ nennen — mit einer ebenso radikalen wie plausiblen Argumentation.
Unsere angebliche Marktwirtschaft nämlich ist in ihren Augen eine hochgradige Subventionswirtschaft — nicht in dem bekannten Sinn direkter Subventionen für die Produktion von Butterbergen und schnellen Brütern sondern im Sinn der indirekten Subvention, bei der kein Konsument den Echtpreis seines Energieverbrauchs zahlt, ja zum Mehrverbrauch ermuntert wird. So „sind billige Benzinpreise nichts als Millardensubventionen für die Automobilindustrie; niedrige Transportkosten sind Subventionen für die globale Nahrungs- und Futtermittelverschiebung; steuerfreies Flugbenzin ist eine Subvention für die Touristikindustrie; mit billigem Strom werden Aluminiumhütten und andere industrielle Großabnehmer subventioniert. In jedem der genannnten Fälle zahlt der Verursacher so gut wie nichts für den angerichteten Schaden. Dieses System ist im Grunde das Gegenteil von Marktwirtschaft. Dort nämlich setzt sich der Preis für ein Produkt aus den gesamten anfallenden Kosten zusammen.“
Wie Graßl und Klingholz zugestehen, ist dieser „Echtpreis“ zahlenmäßig schwer zu berechnen. Und es braucht keine große Phantasie, um sich vorzustellen, daß alle Interessenvertreter, die Politiker, die Manager, die Gewerkschafter, die Militärs, die Gutachter, die Lobbyisten jeder Sorte — und im Zweifelsfalle wieder wir höchstpersönlich, dieses Problem wie überhaupt die ganzen Unsicherheiten der Katatstrophenprognose begierig als Alibi nutzen werden. Trotzdem ist völlig klar, daß wir nur einen Scheinpreis jener Kosten zahlen, die ökologisch wirklich anfallen. „Kohlendioxid und andere Treibhausgase zu emittieren, ist absurderweise kostenlos. Das ist, als würde man Brandstiftung zu einem Recht für alle machen oder die Brunnenvergiftung legalisieren.“ Etwas moderater ausgedrückt: Wir betreiben eine gigantische ökologische Kreditaufnahme.
Der Echtpreis für einen Liter Benzin etwa müßte also einschneidend höher liegen, wenn wir schon nicht die längst überfällige Einführung eines Tempolimits erreichen können. Die KFZ-Steuer müßte schleunigst auf den Benzinpreis umgelegt werden. Keinesfalls dürfte das Autofahren steuerlich ermuntert werden — ebensowenig wie der Energie-Großverbrauch mit den Billigpreisen der Elektro-Industrie. Alternative, regenerierbare Energie — Wasser, Sonne, Wind, das nicht in die Atmosphäre verpuffende Methan — müßten relativ dazu spottbillig sein; öffentliche Verkehrsmittel, die heute immer noch Strafanstalten für Ökologie-Bewußte sind, einen Bruchteil privat gefahrener Autokilometer kosten. Und was uns höchstpersönlich betrifft — so die Zumutung der Autoren, die uns zum unseligen Ende mit ihren fünfzig Forderungen und Vorschlägen für eine heilere Welt keine Konsequenz ersparen —, so müßten wir sparen statt verschwenden, mal nichts tun, nichts ausgeben, nichts konsumieren, nicht fahren... Altmodische Tugenden erleben ihr unverhofftes ökologisches Recycling.
Und dann fragen wir uns, was unser modebewußter Treibhaus-Yuppie — aber auch der Arbeitskollege von nebenan — dazu sagen wird. Sie alle werden sich sträuben. Sie werden über die unvermeidliche Verteuerung des alltäglichen Konsumentenlebens entrüstet sein, obwohl sie auch einiges verdienen können. Ihre Interessenvertreter werden von politischer Undurchsetzbarkeit, von technologischer Unsinnigkeit, von sozialer Unverträglichkeit, von Bedrohung unserer Konkurrenzfähigkeit, von Ökosteuer statt Echtpreis reden, obwohl die asozial-antiökologische Marktwirtschaft auch ökonomisch nicht der Weisheit bester Schluß ist. Und unser aller Trägheit, Denkfaulheit, Bequemlichkeit wird aufstöhnen. „Nach uns vielleicht eine kleinere Sintflut, vermutlich eine größere Dürre, wahrscheinlich der eine oder andere Orkan und human ein nicht ganz angenehmes globales Klima. Aber wofür — in jedem Sinn — gibt es denn die Klimaanlagen? Man muß doch nicht gleich an die Luft gehen!“
Hartmut Graßl/Reiner Klingholz: „Wir Klimamacher. Auswege aus dem globalen Treibhaus“, S. Fischer Verlag, 29,80 DM
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen