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Unterwegs in Sachen Golfkrise

Washington/Bagdad (ap/adn) — Ehe Präsident Bush am Freitag zu einer Reise nach Europa und Nahost aufbrach, versicherte er in einem Interview, er werde die USA nicht in einen Krieg stürzen, der „nicht zu gewinnen ist“. Es werde keine „sich lang hinziehende Agonie wie in Vietnam“ geben. Der massive Truppenaufmarsch am Golf habe einen Zweck: Saddam Hussein klarzumachen, daß es die USA mit der Forderung nach einem Rückzug aus Kuwait „toternst“ meinten.

In Washington verlautete, der Präsident wolle seine Besuche in Europa zu Beratungen über die Golfkrise nutzen. Am Rande der KSZE- Gipfelkonferenz Anfang kommender Woche in Paris wird er auch mit dem sowjetischen Präsidenten Gorbatschow zusammentreffen.

Der Golfkonflikt wird „mit Sicherheit“ auch im Mittelpunkt der für morgen geplanten Begegnung zwischen Bush und Kohl stehen, das erklärte Regierungssprecher Klein gestern in Bonn.

Am Donnerstag nächster Woche, dem amerikanischen Erntedanktag, wird Bush bei den US-Truppen am Golf erwartet. Es wird das erste Mal seit 1967 sein, daß ein US-Präsident Einheiten in einem Krisen- oder Kriegsgebiet besucht.

In geheimer Mission ist in der Nacht zum Freitag die US-Raumfähre „Atlantis“ in den Weltraum gebracht worden. An Bord befindet sich ein Spionagesatellit, der von den fünf Besatzungsmitgliedern während des viertägigen Fluges ausgesetzt werden und als Horchposten und Späher für Truppenbewegungen im Krisengebiet am Golf dienen soll.

Der sowjetische Nahost-Sonderbeauftragte Primakow sprach sich hingegen gestern dafür aus, dem irakischen Präsidenten einen Rückzug aus Kuwait ohne Gesichtsverlust zu ermöglichen. „Wir könnten ihn zum Beispiel über unsere Absicht informieren, Schritte zu einer internationalen Konferenz zur Lösung des palästinensisch-israelischen Konflikts zu unternehmen“, so Primakow. Saddam Hussein erklärte in einem Interview der US-Rundfunk- und Fernsehgesellschaft ABC die Bereitschaft zu Gesprächen über Kuwait. Er wiederholte sein Angebot, alle festgehaltenen Ausländer sofort freizulassen, wenn Präsident Bush öffentlich zusage, den Irak nicht anzugreifen. „Ein solches Versprechen wäre für uns ausreichend, um allen Ausländern das Verlassen Iraks zu erlauben.“ Auf die Frage, warum sein Land den Besitz von Atomwaffen anstrebe, sagte er, auch Israel besitze atomare, chemische und biologische Waffen.

In Saudi-Arabien hat am Donnerstag ein sechstägiges Manöver amerikanischer und einheimischer Truppen unter der Bezeichnung „Drohender Donner“ begonnen. Rund 1.000 amerikanische und eine unbekannte Anzahl saudi-arabischer Soldaten nehmen an der Übung teil, die dem Vernehmen nach rund 160 Kilometer südlich der Grenze zu Kuwait stattfindet.

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