Schamir bekräftigt Anspruch auf „Groß-Israel“

Tel Aviv (taz) — Der israelische Ministerpräsident Jizchak Schamir hat am Sonntag in Tel Aviv bei einer Gedenkveranstaltung zu Ehren verblichener Likud-Führer erneut seine umstrittene These eines „Groß-Israel“ vertreten. Vor Mitgliedern seines rechtskonservativen Likud- Blocks erklärte der Premier: „Wir werden alles besetzte Land zwischen Mittelmeer und Jordan für die künftigen Generationen und für die Masseneinwanderung sowjetischer Juden behalten.“ Befragt, ob er denn primär ein „Groß-Israel“ für die „Alija“, die Einwanderungswelle aus der Sowjetunion, fordere, anwortete Schamir: „Es gibt keinerlei Zusammenhang zwischen unserem Festhalten an der territorialen Integrität Israels — was für die Sicherheit Israels unabdingbar ist — und der Alija, der Erfüllung des großen zionistischen Traumes.“

Schamirs Erklärung vom Sonntag erinnert an eine ähnliche Aussage vom Januar dieses Jahres, in der er sich ebenfalls dafür ausgesprochen hatte, die 1967 besetzten Gebiete auf Dauer zu behalten. Sein Vorschlag, die sowjetischen Juden in der besetzten Westbank anzusiedeln, löste damals heftige Proteste in der arabischen Welt und in den USA aus.

Der bekannteste jüdischen Ex- Regimekritiker in der UdSSR, Tschtscharanski, hat die Äußerung des israelischen Einwanderungsministers Jizchak Peretz, mehr als ein Drittel der Neueinwanderer aus der Sowjetunion seien keine Juden, als „unverantwortlich“ kritisiert. In einem Interview mit dem israelischen Rundfunk meinte Tschtscharanski: „Diese Erklärung ist unverantwortlich und eine Bedrohung der Immigration. Es ist allgemein bekannt, daß fast ein Drittel der sowjetischen Einwanderer dem Judentum durch eher lasche Familienbindungen angehören.“ Diese Tatsache müsse eingestanden werden, dürfe aber nicht zu einer Änderung der Einwanderungsbestimmungen führen. aw