: Black and White — zum Unite noch weit
Frauenkongreß gegen „Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Sexismus“ festigt Rassentrennung ■ Aus Köln Elke Brandstätter
Der Kongreß „Frauen gegen Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Sexismus“ am Wochenende in Köln endete, wie er begonnen hatte: in heftiger gegenseitiger Anmache zwischen „schwarzen“ und „weißen“ Frauen. Dabei hatte das Ziel gelautet, „Solidarität zwischen Frauen unterschiedlicher ethnischer, kultureller und religiöser Herkunft herzustellen“ — so hatte es zumindest die Veranstalterinnen von den Vereinen „Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis“, „Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis“ und die grüne „FrauenAnstiftung“ geplant.
Doch der Minderheit unter den 400 Teilnehmerinnen aus Ost und West, den „schwarzen Frauen“, wie sich die Afrodeutschen, Jüdinnen, Türkinnen und Immigrantinnen verschiedener Länder selbst nennen, waren die üblichen Solidaritätsbekundungen zu wenig: „Wir arbeiten an der weißen Frau, wir ziehen uns aus, und die weißen Frauen bleiben angezogen“. Die „weißen“ Frauen hätten nun genug Zeit damit verbracht, verstehen zu wollen; doch dies sei nicht genug: Frau müsse auch auf Privilegien verzichten können, die das System ihr biete. „Solidarität heißt für mich handeln und sich verhalten“, erklärte eine Iranerin. „Die weißen Frauen müssen jetzt zurücktreten, damit die anderen Möglichkeiten haben.“
Einer „weißen“ Frau, die einen Arbeitskreis zu den Privilegien der deutschen Mittelstandsfrauen angeboten hatte, ging diese Kritik zu weit: „Ich finde den wirklichen, harten Rassismus viel schlimmer, als das, was sich vielleicht in unseren Köpfen abspielt“, meinte sie. „Für mich ist euer Rassismus hier genauso schlimm, wir haben zu lange auf die Gemeinsamkeiten als Frauen geschaut, jetzt geht es an die Unterschiede und Grenzen“, hielt ihr eine „schwarze“ Frau entgegen. Einen Kongreß nur für „schwarze“ Frauen soll es deshalb im nächsten Jahr in München geben — unter Ausschluß der „Weißen“.
Völlig unter gingen bei dieser Diskussion die Ergebnisse der Arbeitsgruppen. Der Themaschwerpunkt „Veränderungen und Folgen gegenwärtiger deutschnationaler Politik für Frauen“ kam überhaupt nicht zur Sprache. Auch die Absicht, zur Vernetzung zwischen Feministinnen in Ost und West beizutragen, oder eine gemeinsame Resolution zum Thema Ausländerinnengesetz zu verabschieden, fiel ins Wasser. „Es hat geknallt, und das war wahrscheinlich bitter nötig“, erklärte eine Jüdin. Sie habe keine Lust mehr, den weißen christlich geprägten Frauen die Richtung zu weisen: „Wir sagen, wir verweigern uns, und das ist das Statement!“ Annäherungsversuche der „Weißen“ wurden abgewiesen. Doch es gab auch Selbstkritik aus den Reihen der „weißen“ Frauen: nur allzu gerne verleugne man die eigene faschistische und koloniale Geschichte, verleugne jede Schuld und eigenen Rassismus. „Strategien haben wir keine entwickelt“, meinte Bettina Kaufmann. „Ich hatte allerdings die Hoffnung, daß die Arbeit konstruktiver würde“.
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