: Altglienicke bekommt Großsiedlung
■ Wohnungsbauwettbewerb für Altglienicke entschieden/ Grundsatzentscheidung über die Miethöhe in den geplanten Sozialwohnungen ist noch nicht gefallen
Berlin. Eine Großsiedlung mit 600 Wohnungen soll ab dem vierten Quartal 1991 im Wohngebiet Altglienicke entstehen. Die Ergebnisse des erstmals für Architekturbüros in ganz Berlin und dem Land Brandenburg ausgeschriebenen Wettbewerbs zur Gestaltung dieses Viertels wurden gestern von Baustadtrat Kraft (SPD) und Bausenator Nagel (SPD) der Presse vorgestellt.
Der erste Preis ging an die Westberliner Architekten Frank Dörken und Volker Heise, die sich bei ihrem Projekt von den in den zwanziger Jahren entstandenen Wohnsiedlungen des Bauhausarchitekten Bruno Taut inspirieren ließen. Die von ihnen entworfenen Häuserzeilen werden durch Grünachsen und Fußgängerwege gegliedert.
Wettbewerbsaufgabe war es, neben den 600 Wohneinheiten, von denen zehn Prozent ein behindertengerechtes Wohnen ermöglichen, Gewerbeflächen, Kindertagesstätten mit 200 Plätzen, ein Nahversorgungszentrum sowie Freiflächen und Verkehrsanlagen zu entwickeln.
Das mit 200 bis 250 Millionen DM veranschlagte Bauvorhaben soll von der Wohnungsbaugesellschaft Treptow getragen werden. Realisiert wird ein von den drei erstplatzierten Architekturbüros zu erarbeitendes Projekt. Eine Grundsatzentscheidung über die Höhe der Mieten für die entstehenden Sozialwohnungen ist noch nicht gefallen, äußerte Senator Nagel. Sie seien jedoch »mit Sicherheit nicht so hoch wie für den sozialen Wohnungsbau im Westen« zu veranschlagen.
Bürgerproteste hatten im Herbst 1989 einen Baustopp in Altglienicke erzwungen. Kritikpunkte waren vor allem die vielgeschossige Bauweise mit Großplatten und die ungenügende Ausstattung der bisherigen Wohngebiete mit Dienstleistungs- und Freizeiteinrichtungen. Im Hinblick auf den Wohnungsbedarf für Gesamt-Berlin hatten Magistrat und Senat am Standort festgehalten, allerdings eine Überarbeitung und Neuplanung der Bauvorhaben angeregt. Unter den 13 am Wettbewerb beteiligten Architektengruppen kamen lediglich zwei aus dem Ostteil der Stadt. adn
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