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Stafettenstreik an der Freien Universität

Berlin. Die Folgen der Häuserräumung in der Mainzer Straße sind nun auch an der Freien Universität (FU) zu spüren. Aus Solidarität mit den BesetzerInnen entschlossen sich StudentInnen zu einem Stafettenstreik: Gestern und heute ist das Philosophische Institut besetzt, am Montag soll das Otto-Suhr-Institut bestreikt werden. Das Institut für Soziologie war bereits am Montag und Dienstag dieser Woche besetzt worden.

Auf einer Vollversammlung stellten die FU-StudentInnen gestern klar, daß sie die Forderungen aus den ehemals und noch besetzten Häusern unterstützen sowie »die brutalen Polizeieinsätze und Räumungen in den letzten Tagen« verurteilen. Momper könne »dem Zufall danken, daß es keine Toten gegeben hat«, und solle sich gegenüber »den Opfern seines blutigen Wahlkampfes« entschuldigen. Darüber hinaus fordern die Studierenden, die die gewaltsamen Auseinandersetzungen »zutiefst bedauern«, den Rücktritt von Momper und Innensenator Pätzold.

Von den besetzten Häusern spannten die JungakademikerInnen den Bogen zur zunehmenden studentischen Wohnungsnot. Während eines Sleep-ins auf dem Breitscheidplatz forderten sie die Einrichtung eines Finanztopfes »kommunaler Wohnungsbau«, die Wiedereinführung der Mietpreisbindung sowie die Abschaffung der »Berliner Linie«. Weiter verlangten sie die Anerkennung des Vertragsgremiums der besetzten Häuser als Verhandlungspartner und — in dessen Sinne — keine Einzelmietverträge, sondern Verträge für die ganzen Häuser.

Wie lange der Stafettenstreik fortgesetzt wird, ist unklar. In jedem Fall sollen in der nächsten Woche weitere Aktionstage stattfinden. Daß sich diese wie vor zwei Jahren zu einem handfesten Unistreik verdichten, befürchtet Christine Richter, Pressesprecherin der Wissenschaftsverwaltung, jedoch nicht: »Der rot- grüne Senat hat da doch zwischenzeitlich einiges bewegt.« Wenn die jetzigen Institutsbesetzungen von der Wissenschaftsverwaltung auch nicht gutgeheißen würden, bestätigte Richter dennoch, daß die studentische Wohnungssituation weiterhin »katastrophal« sei: »Auf dem Wohnungsmarkt konkurrieren sie auf dem untersten Level.« Bis 1993 seien deshalb 1.500 neue Wohnheimplätze für StudentInnen geplant, von denen 400 bereits fertiggestellt sind. Die Wissenschaftsverwaltung hofft, leerstehende Häuser im Ostteil der Stadt zur Unterbringung von StudentInnen nutzen zu können. maz

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