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Ende der Konsummarken

■ Das alte DDR-Rabattmarkensystem ist out/ Der alte Konsum mit voller Kraft in die Marktwirtschaft/ Rückvergütung jetzt abhängig vom Gewinn

Berlin. Ab 2. Januar 1991 gibt es keine Konsummarken mehr — das allen DDR-Bürgern bekannte Rabattmarkensystem fehlt also künftig. Alle Mitglieder der Berliner Konsumgenossenschaft erhalten dann in der jeweiligen Verkaufsstelle einen Stempel auf den Kassenbon. Diese Belege sind zu sammeln und können jederzeit in einem Geschäft der Genossenschaft abgegeben werden. Die Abrechnung erfolgt am Jahresende, sie ist abhängig vom Gewinn der Genossenschaft. Neu dabei ist auch, daß Mitglieder nur in ihrer Genossenschaft eine Rückvergütung erhalten, informierte Vorstandsvorsitzender Werner Wolf am Wochenende auf der ersten Vertreterversammlung der Konsumgenossenschaft Berlin und Umgebung e.G. Mit Abgabe der Wertmarken von 1990 im Januar kommenden Jahres werden außerdem neue Mitgliedsausweise ausgestellt werden.

In seinem Bericht umriß der Vorstandsvorsitzende vor dem neuen Vertretungsorgan der Mitglieder — bislang war es der Genossenschaftsrat — die weitere Entwicklung des Unternehmens. Dem Konsum Berlin, der seit 91 Jahren besteht und zu dem seit 1. September auch 120 »Bolle«-Geschäfte im Westteil der Stadt gehören, sei der Schritt in die Marktwirtschaft gelungen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten gebe es heute nur noch wenige Lücken im Angebot. Der Warenumsatz steige, im Oktober betrug er 116 Millionen DM, im Juli waren es erst 95 Millionen DM.

Dennoch arbeite man nach wie vor zu kostenaufwendig, schätzte Werner Wolf ein. Einerseits müsse der Umsatz weiter gesteigert werden — das Ziel seien 150 Millionen DM im Monat — andererseits sei es nicht zu umgehen, die Zahl der Mitarbeiter zu verringern. Auch der Prozeß der Umstrukturierung sei noch nicht abgeschlossen. 91 Geschäfte, zwölf Gaststätten sowie 61 Lager- und Verwaltungsstätten wurden bereits seit Mitte vergangenen Jahres abgegeben, weitere folgen.

Ein Verbraucherrat, der über Verbraucherschutz, -information und -wunsch Auskunft gibt, soll gebildet werden. Auch wolle man Konsummitgliedern besonders preisgünstige Angebote unterbreiten, unter anderem Reisen ins In- und Ausland.

Die geplante Wahl des Aufsichtsrates sowie des Vorstands konnte an diesem Wochenende nicht erfolgen, da das neue Statut noch nicht im Genossenschaftsregister eingetragen ist. adn

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