Bremsentests im Naturpark?

■ Mercedes-Teststrecke in Papenburg: Niedersachsens Grüne wollen Gutachten

Die Grünen im niedersächsischen Landtag informierten sich jetzt vor Ort über das Gelände bei Papenburg, auf dem die Mercedes- Benz AG eine Teststrecke bauen will — falls der bislang von Benz bevorzugte Alternativstandort im elsässischen Nambsheim doch aus dem Rennen fällt. Für beide Standorte läßt der Automobilkonzern derzeit Umweltverträglichkeitsstudien erarbeiten. Die Grünen haben sich nach eingehender Diskussion im Koalitionsausschuß unterdessen entschlossen, noch eine weitergehende Studie zu fordern: Außer den ökologischen Aspekten soll dieses Gutachten die Entwicklungspotentiale der Region mit berücksichtigen: Welche Arbeitsplätze beispielsweise mit dem Bau der Teststrecke in diesem Gebiet zerstört würden.

Denn dort, wo Daimler unter Umständen die Fahrdynamik seiner Autos testen oder Bremsen und Geräusche seiner PKW und Nutzfahrzeuge messen lassen wird, wollen die regionalen Umweltverbände und Bürgerinitiativen einen Naturpark Moor zwischen Papenburg und Sooste schaffen. Der Landkreis Emsland hatte bereits ein entsprechendes Gutachten machen lassen, dessen Verfasser, Professor Buchwald, eindeutig für ein solches Projekt plädierte: Zumal sich damit eine touristische Entwicklungsperspektive (und entsprechende Arbeitsplätze) ergäbe.

Dreiviertel der 800 Hektar Fläche, die die (ursprünglich am Boxberg geplante) Teststrecke schlucken wird, sind bereits im Moorschutzprogramm des Landes Niedersachsen zur Wiedervernässung vorgesehen und im Besitz des Landes. Die restlichen 200 Hektar gehören (bis auf einige kleine Parzellen) der Stadt Papenburg, die sich für die Teststrecke ausgesprochen und beworben hat. Bei den Kaufverhandlungen hätte Mercedes also im wesentlichen zwei Gesprächspartner — langwierige Enteigungsverfahren stünden dem Bau der fünf Kilometer langen Strecke demnach nicht entgegen.

Ob die Grünen sich allerdings als Koalitionspartner der Landesregierung auf solche Verhandlungen einlassen werden, haben sie bis jetzt noch nicht entschieden. Dies sei von den Gutachten abhängig, auf deren Ergebnissen sie weitere Diskussionen aufbauen wollen. Ob die Teststrecke zu einem Knackpunkt für die rot- grüne Koalition werden könnte, wollte die Fraktionsspitze gestern nicht bestätigen: „Falls sich unterschiedliche Auffassungen ergeben, können wir das aber auch nicht ausschließen“, erklärte Kalle Puls, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, gestern.

Die Grünen vor Ort setzen dem Mercedes-Benz-Projekt, wie die örtlichen Umweltverbände auch, ein striktes Nein entgegen. ra