piwik no script img

„Letzte Chance“ für Liberia

■ Spitzenverhandlungen zur Beendigung des Bürgerkrieges beginnen in Mali

Bamako/Berlin (taz/adn/ap) — Staats-und Regierungschefs der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) haben gestern in Bamako, der Hauptstadt von Mali, Beratungen über die Beendigung des Bürgerkriegs in Liberia aufgenommen. Einen „Gipfel der letzten Chance“ nannte Ghanas Präsident Jerry Rawlings das Treffen. Seit Ausbruch zu Beginn des Jahres sind rund 25.000 Liberianer in den Kämpfen getötet worden. 800.000 — ein Drittel der Bevölkerung — sind auf der Flucht. „Einen Waffenstillstand zwischen den kämpfenden Parteien soll der Gipfel in Bamako erreichen“, sagte der derzeitige ECOWAS-Vorsitzende, Gambias Präsident Jawara. Eine der kämpfenden Parteien ist die ECOWAS selber, deren „ECOMOG“ genannte Interventionstruppe versucht, Liberias faktischen Machthaber, Charles Taylor, an der endgültigen Machtübernahme zu hindern. In Bamako wird Taylor erstmals selbst mit der ECOWAS verhandeln.

Die ECOWAS ist in der Liberia- Frage gespalten. Die ECOMOG- Truppe besteht größtenteils aus nigerianischen Soldaten. Andere Mitgliedsstaaten, wie die Elfenbeinküste und Burkina Faso, betrachten die Einmischung Nigerias im Konflikt mit Mißtrauen. Somit hat auch die von der ECOWAS aufgestellte Interimsregierung unter dem Universitätsprofessor Amos Sawyer nur geringe Chancen, als rechtmäßige Regierung Liberias anerkannt zu werden. Mitte November war Sawyer nach Monrovia eingeflogen und versucht seither, Charles Taylor zur Zusammenarbeit zu bewegen. Erste hoffnungsvolle Kontakte hat es bereits gegeben. Bei seiner Ankunft in Bamako am Montag zeigte sich Taylor jedoch intransigent und höhnte, er sei „nicht auf dem laufenden“ über die Existenz einer Sawyer-Regierung. „Was ich persönlich weiß, ist, daß ich 90 Prozent des liberianischen Territoriums kontrolliere“, sagte er. „Ich hoffe, daß dieses Treffen klarstellen wird, wer das Recht hat, eine Regierung zu bilden und wer nicht.“ Sawyer selbst will nur an dem Gipfel teilnehmen, „wenn die Umstände es erfordern“. D.J.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen