: Verletzten — verleimen
■ Förderpreis für Bildende Kunst geht an Elke Schloo, Papierbildhauerin
Der alteingesessene Bremer Kunstpreis, der „Förderpreis für Bildende Kunst“, geht in diesem Jahr an die Bildhauerin Elke Schloo. Die Jury pries zwei reliefartige, große Wandobjekte, von denen eines o.T. heißt, das andere den Titel „Papierfeld“ trägt. dieses stellt ein übermannshohes „wogendes“ Kornfeld dar, jenes erinnert an ein großes aufgespanntes Fell.
Aufbauend auf eine Gazeschicht entstehen die vegetativ- naturnahen Arbeiten von Elke Schloo aus zahllosen leimgetränkten Schichten von China- oder Seidenpapier, die zuvor mit Pigment schwarz oder grau eingefärbt wurden. Die fertigen Bilder und Objekte haben eine warzige, riefige Struktur, wirken z.T. wie archaisch behauene Felsen oder eben wie gespannte Felle oder ein wogendes Feld. Dadurch, daß die „Farbe“ Schwarz (richtige Farbe, sagt Frau Schloo, „würde die Struktur der Bilder kaputthauen“) immer auf die Rückseite der Papierstücke aufgetragen wird, erhalten die Arbeiten eine eigentümliche Transparenz.
Elke Schloo, Jg. '53, stammt aus Grasberg, lernte den Beruf der Filmcutterin und war freiberuflich bis '79 bei Radio Bremen beschäftigt. Von '79 bis '88 studierte sie an der HKM bei Prof. Altenstein Bildhauerei. Zur Zeit hat sie eine feste Stelle beim Fernsehn. Dies verschafft ihr die Unabhängigkeit vom Kunstmarkt, die sie von jedem Produktionsdruck befreit (bis auf Ausnahmen hat sie noch nichts verkauft).
Von einer eher traditionellen, figürlichen Bildhauerei kommend, wurden ihre Arbeiten mit der Zeit immer flächiger, „gemalter“. Sie hatte 1984 an einem Wettbewerb des Leopold-Hoesch-Museums in der Papierstadt Düren teilgenommen, Thema: „Papier zu Papier gebracht“, und den ersten Preis gewonnen. Seitdem ließ sie das Material nicht mehr los, sei es als knet- und formbare Pappmache (“wie Ton zu behandeln“), sei es als selbstgefertigtes Büttenpapier, sei es als verletz- und verleimbare Chinapapierschichten.
Elke Schloo hat bei „Kunststu
Elke SchlooFoto: T. Schmidt
denten stellen aus“ in Bonn, in der Weserburg, auf der Internationalen Biennale „Petit Format de Papier '87“ und bei der Förderpreisausstellung '88 ausgestellt. Bei den Wettbewerben um eine Skulptur für den „Rudolph-Hilferding-Platz“ und ein „Mahnmal für alle Opfer des Nationalsozialismus“ in Oldenburg war sie be
hier die junge Frau
teiligt. Das Preisgeld von 5.000 DM gedenkt sie in ihr Atelier innerhalb der Ateliergemeinschaft Fehrfeld zu investieren. Die Preisverleihung findet am 13.Januar in der Galerie Katrin Rabus statt, gleichzeitig mit der Verleihung des ersten „Bremer Kunstpreises“ an Gabriele Regiert. Bus
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