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Das Anti-Qual-Konzert

■ Berliner Keller-Kombo-Hardcore-Party

Yeah yeah yeah yeah: lauter Berliner Bands machen ein Konzert, und das soll auch noch gut werden? Nein, was ich gerade esse, sind nicht meine Ohren, I can hear clearly, auch noch now. Das Demo von Happy Hour zum Beispiel, das die für ihre Debut-LP »The Handyman« (coming soon) rübergereicht haben, ist einfach ziemlich groß-aaartig! Genausogut ließe sich die Post-Re- Union von No Allegiance, Inferno, Manson Youth und Porno Patrol ankündigen, nur daß David Pollack, Archie Alert und der Rest der Rockers mittlerweile viel viel besser ihre Instrumente spielen gelernt haben udn sich einen richtig schön gekonnt ungeschliffenen Hardcore‘n‘Roll leisten können. Alles heutzutage ist ja irgendwie Party, aber Happy Hour damit zu den wenigen, die so was wie Hardcore-Party hinkriegen.

Die Bands, die nach ihnen spielen müssen, werden es schwer haben, selbst wenn es Die Skeptiker sind, die ja die Berliner Live-Band der letzten Monate sein sollen und da locker noch einen draufsetzen werden. Aus den wie üblich bestinformierten Kreisen Berliner P.A.-VerleiherInnen wird den Skeptikern der Ruf vorausgeschickt, die leicht angepoguesden Dead Kennedys vom Prenzlberg zu sein. But — bedtime for democracy — the 80ies are over und die 90er sind zwar härter, aber eben auch mega und multi und überhaupt open-minded har-har blabla. Und so sind auch die Skeptiker entsprechend »weiter« als nur kräftig, schnell und eindringlich: gute Melodien, vielfältige Song- und Soundkonstruktionen und Texte, die einen aufmerksamen und reflektierten Entstehungsprozeß vermuten lassen (Amiga Diedrichsen), womit die Wahlverwandtschaft zu Jello B. nur eine weitere Bestätigung erfährt, egal, wie sehr sie sich musikalisch und sonst unterscheiden.

Die Häwi Mädels und Gunjah, die den ganz jungen melodiösen Speedmetal-Rap'n‘Core-Crossover des Abends beisteuern, werden darum wetteifern, die schnellste Band zu sein. Der Mädels soundmäßiges Vokabular (sollte sie wer noch nicht kennen?) ist indeed enorm hard und heavy und das grüne Vinyl ihrer 90er Single finde ich immer noch das grünste Grün, das am meisten ekelig ist. Jedenfalls leg ich die Nadel meistens neben die Platte, was echt nur an deren Farbe liegen kann.

Wenn also lauter Berliner Bands sich treffen, deren gemeinsamer nenner es ist, laut, schnell und still alive auf dem Stand der Zeit zu sein, dann ist das Ga mit Sicherheit für einen guten zweck. Und genau: Kohle einspielen für totale Kriegsdienstverweigerer (sympathy, sympathy!) ist angesagt. Die VeranstalterInnen des Konzerts machen nachmittags im Audimax der TU eine Infoveranstaltung zur Totalverweigerung. So, if so: Kriegsdienste verweigern, Wahlzettel ins Klo, go concert — sowieso. (Ab 19.30 Uhr in der Alten TU-Mensa) Kid Midnight

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