piwik no script img

Dezember 1981: CSSR-Truppen sollten in Polen einmarschieren

Prag (taz) — Die Prager Wochenzeitung 'Forum‘, die vom regierenden „Obcanske Forum“ herausgegeben wird, hat in ihrer jüngsten Ausgabe die Verwicklung der tschechoslowakischen Armee in die Okkupationspläne enthüllt, mit denen sich die sowjetische Führung 1981 gegenüber Polen trug. 45.000 Mann, eine Panzer- und eine motorisierte Schützendivision sind demnach mit scharfer Munition ausgerüstet in der nordböhmischen und nordmährischen Grenzregion zusammengezogen worden, um Teile von Slansk (Schlesien) zu okkupieren. Auch die ideologische Rechtfertigung für die Truppe — Polen brauche brüderliche Hilfe gegenüber der drohenden Anarchie — lag bereit. Nach dem 6.Dezember 1981 wurden die Angriffspläne abgeblasen.

Die im 'Forum‘ zitierten Dokumente erhärten die These, nach der seit dem Frühjahr 1981 der damalige polnische Parteisekretär Kania mit der sowjetischen Führung verhandelt habe, um eine Invasion der Warschauer-Pakt-Truppen abzuwenden. Militärischer Überfall und „interne Lösung“, sprich Kriegsrecht, wurden als Varianten zur Niederschlagung von Solidarnosc „gehandelt“, bis es dem zum Parteisekretär aufgestiegenen General Jaruzelski schließlich gelang, die Sowjets für seine Lösung, den „Kriegszustand“, zu gewinnen. Ein nach dem 13.Dezember 1981 zu den Amerikanern übergelaufener polnischer Geheimdienstoffizier hatte dieses Szenario schon vor Jahren in der Pariser 'Kultura‘ veröffentlicht und dabei auch die Rolle von Truppen der damaligen CSSR und DDR erwähnt. Christian Semler

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen