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Verdirbt der Mond die Wahl?

■ Das kühle Licht scheint den Menschen zu sonderbarem Handeln zu verleiten

Wer früh wählen geht, wird seinem magischen Reiz wahrscheinlich nicht erliegen. Doch die Spätwähler müssen schon damit rechnen, daß sie ihm begegnen: Am morgigen Sonntag blickt der Mond in voller himmlischer Größe auf das Wahlvolk herab.

Zu höchst sonderbaren Dingen soll er uns in solchen Nächten treiben, davon zeugt schon die Geschichtsschreibung. So zogen die Spartaner nur bei Vollmond in den Krieg. Bei einigen Affenarten erhöht sich der Blutdruck, fand ein holländischer Arzt heraus. Und auch Darwin vermutete, daß der Mensch wie viele andere Tiere dem Einfluß des Mondes ausgesetzt ist.

Sein Leuchten kann das sagenumwobene Phänomen der Mondsüchtigkeit auslösen. Wissenschaftlich ausgedrückt: Somnambolismus (im Lateinischen bedeutet „somnus“ Schlaf, „ambulare“ umhergehen). Schlafwandler knacken bei ihren Spaziergängen angeblich Probleme, die sie im wachen Zustand vergeblich in Angriff genommen hatten. Über einen beglaubigten Fall berichtet ein schottischer Arzt: Ein hervorragender Rechtsanwalt habe sich tagelang mit einem kniffligen Fall rumgeschlagen. In einer Vollmondnacht verließ er dann das Bett, begab sich an seinen Schreibtisch und schrieb einen längeren Aufsatz. Am Morgen erzählte er seiner Frau, daß er im Traum ein sehr klares Gutachten verfaßt habe. Die Frau führte ihn an seinen Schreibtisch, wo er das Gutachten vorfand. Es erwies sich nachträglich als völlig korrekt.

Da unsere Nerven in vieler Hinsicht elektrischen Leitern gleichen, ist es durchaus denkbar, daß der Vollmond manche Leute kirre oder gar angriffslustig macht und sie damit zu einer Gefahr für sich selbst und ihre Mitmenschen werden.

So verbringt die New Yorker Feuerwehr diese Nacht in erhöhter Alarmbereitschaft, weil nach ihrer Erfahrung ungleich mehr Feuer gelegt werden als in anderen Nächten. Im „Amerikanischen Institut für medizinische Klimatologie“ fanden Wissenschaftler heraus, daß sich die Verbrechen besonders in den Vollmondnächten häufen. Dabei handele es sich meistens um Affekthandlungen.

Folgen wir diesen Berichten, schließen wir unweigerlich: Der Vollmond führt den Menschen leicht ins Verderben.

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