: Patenschaften für besetzte Häuser
■ Initiativkreis fordert Räumungsmoratorium
Berlin. Der Initiativkreis zur Unterstützung besetzter Häuser hat gestern in einer Pressekonferenz im Haus der Demokratie ein Räumungsmoratorium und eine friedliche Gesamtlösung für alle besetzten Häuser gefordert. Außerdem wurde die Berliner Öffentlichkeit dazu aufgerufen, dem Beispiel der Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley und anderer Politiker zu folgen und Patenschaften für räumungsbedrohte Häuser zu übernehmen. An die Wohnungsbaugesellschaften erging der Appell, die pauschalen Strafanträge gegen die Bewohner der nach dem 24. Juli besetzten Häuser zurückzunehmen.
Der Initiativkreis ist ein Zusammenschluß von Privatpersonen und einzelnen Parteimitgliedern, die hauptsächlich den Grünen, der Vereinigten Linken und der PDS, Neues Forum und der AL angehören. Michael Hammerbacher (AL) wies darauf hin, daß sich inzwischen mehr als zehn Leute zur Übernahme einer Patenschaft für räumungsbedrohte Häuser bereiterklärt hätten. Wie bereits berichtet, gehören dazu u.a. Ingrid Köppe, die für das Bündnis 90 in den Bundestag einziehen wird, Ines Köhnen vom Unabhängigen Frauenverband und Jutta Braband (Vereinigte Linke). Weitere Interessenten für eine Patenschaft sind Rudolf Bahro, der Studentenrat der Humboldt-Universität samt Rektor Henrich Fink sowie Rainhard Schult vom Neuen Forum und Rainer Börner (PDS-Vorstand). Das Prozedere zur Übernahme einer Patenschaft sieht nach Angaben von Hammerbacher so aus, daß der Initiativkreis eine Liste der Paten zusammenstellt und diese am kommenden Montag dem Besetzerrat vorlegen wird. Die an einer Patenschaft interessierten Häuser würden dann von sich aus mit den Paten Kontakt aufnehmen. In Anlehnung an das Westberliner Hausbesetzer-Patenschaftsmodell von 1981 sei das Ziel, daß sich die Paten für friedliche Vertragslösungen einsetzten und bei Räumungsgefahr möglichst in Häusern präsent seien. Kritisiert wurde auf der Pressekonferenz, daß die Runden Tische in den Bezirken keine eigene Kompetenz zur friedlichen Regelung der Besetzungen hätten. plu
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen