: Thema: Golfkrieg und Europa
EUROTAZ — diese Woche zusammengestellt von der taz-Türkei
Thema: Golfkrieg und Europa
US-Präsident George Bush hat vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen freie Hand erhalten, nach dem 15. Januar gegen den Irak loszuschlagen. Über 400.000 US-Soldaten, weitere 100.000 Mann in internationalen Truppen mit Panzern, Bombern und unzähligem Kriegsmaterial stehen Saddam Hussein am Golf gegenüber.
In den Strategiespielen der Militärs, in den Köpfen der Politiker ist der Krieg bereits Realität. Notwendig um Ruhe und Ordnung im herrschende Weltsystem zu gewährleisten. Ein Amoralist, ein Diktator, ein Spielverderber, der die Regeln des Systems verletzte — so ist überall zu lesen — wird letztendlich bestraft.
„Krieg dem Krieg“ war noch die Parole der Internationale, der Hunderttausende auf Demonstrationen und Großkundgebungen folgten. Wer heute die Kriegshysterie in Frage stellt, wird kaum mehr ernst genommen. Man findet sich mit der Normalität des Krieges ab: In der Sowjetunion produziert eine Uhrenfabrik Kommandeursuhren für die US-Armee am Golf, in Spanien werden aus dem Golf zurückkehrende Kriegsschiffe mit Musikkappellen empfangen, in Italien streiten sich Ideologen, ob man den richtigen Kriegspartner gewählt hat, und in der Türkei wird eine sechzehnjährige Schülerin, weil sie ein Plakat „Nein zum Krieg“ aufhängte, schnurstracks ins Gefängnis geworfen.
Kriegsgeschrei ist nicht mehr verwerflich. Europa bereitet sich auf den Krieg weit hinten im Golf vor: in den warmen Wohnstuben vor dem Fernseher.
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