piwik no script img

Ein Denkmal wird »kommentiert«

■ Heute enthüllen Bezirksbürgermeister eine Informationstafel am Kampfgruppendenkmal im Prenzlauer Berg/ Frühere Pläne, das steinerne SED-Erbe mittels Begrünung anzureichern, scheiterten

Prenzlauer Berg. Heute früh werden die Bezirksbürgermeister von Lichtenberg und Prenzlauer Berg, Christian Kind und Manfred Dennert, am Kampfgruppendenkmal vor dem Volkspark Prenzlauer Berg eine »Informationstafel« enthüllen, die »die Errichtung des Denkmals kritisch kommentieren« soll.

Bereits in der Vergangenheit war die Bronzestatue mehrmals ins Gerede gekommen — ein Versuch der Künstler Reinhard Zabka und Ben Wargin, das »Denkmal« mittels Begrünung langsam verschwinden zu lassen, scheiterte seinerzeit am Vandalismus von Unbekannten. Diese stießen Teile der Bronzefigurengruppe um.

Das Kampfgruppendenkmal ist nach traditionellen Sehgewohnheiten von rechts nach links zu lesen. Als Auftakt überreicht ein Junge den auf einem Relief dargestellten vorbeimarschierenden Kampfgruppen Blumen.

Das Denkmal, ein Werk des 1934 geborenen DDR-Bildhauers Gerhard Rommel, wurde am 15. September 1983 aus Anlaß des 30. Jahrestages der Gründung der »Kampfgruppen der Arbeiterklasse« mit einem militärischen Zeremoniell durch den damaligen 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin, Konrad Naumann, eingeweiht. In einem Ausstellungskatalog war über die Bronze damals folgendes zu lesen: »Die Figurengruppe im Zentrum der Anlage besteht aus drei Meter hohen Figuren. In der Mitte ist der Kampfgruppenmann angeordnet, links und rechts zwei Arbeiter. Er ist also Teil der Arbeiterklasse. Der Ausgangspunkt bei der Gestaltung des Denkmals bestand in der Herstellung einer Verbindung von bewaffneten Arbeitern und Bauern aus Historie und Gegenwart.«

Für die Initiative »Politische Denkmäler« stellen die politischen Denkmäler in Ost- und West-Berlin eine »einzigartige Denkmalslandschaft« dar, die das Zusammentreffen zweier politischer Systeme dokumentiere. Das Bezirksamt Prenzlauer Berg, das bereits im September diesen Jahres den Beschluß gefaßt hatte, im Interesse einer öffentlichen Aufarbeitung der Geschichte, die seit einiger Zeit Anstoß erregenden Denkmäler »Kampfgruppe« und »Ernst Thälmann« nicht abzureißen, will mit der Anbringung der Gedenktafel zu einer Diskussion über die jüngste Vergangenheit beitragen. Das Kulturamt Prenzlauer Berg befördert bereits seit einiger Zeit die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema DDR-Denkmäler durch Diskussionsveranstaltungen, dokumentarische Aufarbeitung und kritische Kommentierungen. Zuvor wurden neben dem Kampfgruppendenkmal bereits Teile der ehemaligen Berliner Mauer aufgestellt.

Die »Kampfgruppen der Arbeiterklasse« standen bekanntlich bei deren Errichtung am 13. August 1961 in der vordersten Reihe. ok

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen