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Der Irak will alle Geiseln freilassen

■ Der irakische Außenminister Tarik Asis kommt am 17.Dezember nach Washington/ Syrien bekam für Teilnahme an Anti-Irak-Front angeblich eine Milliarde Dollar und will damit Waffen kaufen

Bagdad/New York (ap/dpa/afp) — Nach viermonatiger kompromißloser Konfrontation mit dem Rest der Welt hat der irakische Präsident Saddam Hussein eingelenkt und ohne weitere Bedingungen die Freilassung aller ausländischen Geiseln angekündigt. Saddam erklärte gestern in einem von der amtlichen Nachrichtenagentur 'INA‘ verbreiteten Schreiben, wegen der jüngsten Entwicklung verzichte er auf den ursprünglichen Plan, die mehreren tausend Ausländer erst ab Weihnachten schrittweise ausreisen zu lassen. Elf Tage vor dem für den 17. Dezember angesetzten irakisch-amerikanischen Regierungstreffen erfüllte Saddam damit eine von drei Hauptforderungen der Vereinten Nationen.

Aus diplomatischen Kreisen in Bagdad verlautete gestern, der irakische Außenminister Tarik Asis werde die Einladung von US-Präsident Bush annehmen und am 17. Dezember nach Washington fliegen. An diesem Tag werde er auch von Bush empfangen. Nach diesem Treffen wird US-Außenminister Baker nach Bagdad reisen. Saddam erklärte, das Parlament werde die Reisefreiheit der Geiseln wiederherstellen. Dies sei Iraks „abschließende und unwiderrufliche Haltung“ in dieser humanitären Frage. „Wir entschuldigen uns bei allen, denen Schaden zugefügt wurde“, sagte Saddam. Es sei der ärgerlichste Aspekt der Golfkrise gewesen, daß „einige Leute ohne schlechte Absichten“ darin verwickelt worden seien. Das Schreiben Saddams an den Präsidenten der Nationalversammlung nannte keinerlei Bedingungen. Die zuvor angekündigte schrittweise Ausreise der Geiseln bis Ende März war an die Bedingung geknüpft worden, daß es nicht zum Krieg am Golf komme.

Das irakische Parlament wird heute morgen zusammentreten, um über den Antrag Saddams zu entscheiden, alle Geiseln freizulassen. Bush und Baker betonten noch vor Saddams Ankündigung, der Dialog mit Bagdad werde nicht den Charakter von Verhandlungen annehmen. Baker sagte, Bushs Initiative sei Teil „der letzten Chance für eine friedliche Lösung“. Über den Inhalt der bisher vom Uno-Sicherheitsrat verabschiedeten Resolutionen werde nicht verhandelt. In der jüngsten Resolution war Irak in der vergangenen Woche mit einem militärischen Schlag nach dem 15. Januar gedroht worden, falls Kuwait nicht geräumt werde. Die Uno verlangte wiederholt neben der Freilassung der Geiseln die Räumung Kuwaits sowie die Wiedereinsetzung des Scheichtums.

Die Bundesregierung reagierte zurückhaltend auf die irakische Ankündigung, die Geiseln freizulassen. Dies sei eine der entscheidenden Voraussetzungen für eine friedliche Lösung der Golfkrise, sagte ein Regierungssprecher. Darüber hinaus gebe es aber noch andere Forderungen der Uno.

Die offensichtliche Entspannung am Golf hat den Ölpreis auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Krise gedrückt.

Die parlamentarische Versammlung der Westeuropäischen Union (WEU) hat vorgestern in Paris die neun Mitgliedstaaten zur Gründung von Interventionstruppen aufgefordert, die bei einer Krise wie am Golf zu einer gemeinsamen Aktion imstande seien.

Deutsche Techniker werden in den kommenden drei Monaten in Saudi-Arabien Panzer der US-Streitkräfte warten. Wie der Sprecher des Mainzer Rüstungsunternehmens MIP, Klaus Weber, gestern 'dpa‘ bestätigte, sind bereits am Mittwoch die ersten zwölf Spezialisten mit der US-Luftwaffe an den Golf geflogen. Die MIP-Mitarbeitergruppe soll eventuell in den nächsten Wochen auf hundert Mann aufgestockt werden.

Gestern meldete die 'Los Angeles Times‘, daß Syrien für seine Teilnahme an der von den USA angeführten Front gegen den Irak eine Milliarde Dollar erhalten habe. Für dieses Geld, das in erster Linie aus Saudi- Arabien stamme, sollen vor allem Waffen, insbesondere Boden-Boden-Raketen, Kampfflugzeuge und Panzer gekauft werden. Ein erster derartiger Waffenkauf sei bereits getätigt worden: Nordkorea habe den Syrern Scud-C-Raketen aus sowjetischer Produktion verkauft.

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