: Auch Engholm ziert sich noch
■ Suche nach neuem SPD-Chef zieht sich hin — Engholm bringt wieder Rau ins Spiel/ Sozialdemokratische Frauen für Engholm/ In Bonn wird aber weiter über Frauenlösung diskutiert
Bonn/Kiel (dpa/ap) — Die Suche nach einem neuen SPD-Vorsitzenden zieht sich hin. Der schleswig- holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm dämpfte am Donnerstag die Hoffnungen der Sozialdemokraten auf eine schnelle Klärung dieser Frage durch seine eigene Kandidatur. Die Auswahl eines Nachfolgers für Parteichef Hans-Jochen Vogel werde „eher Wochen“ dauern, sagte Engholm, der als Favorit für dieses Amt gilt, vor Journalisten in Kiel.
Neben ihm selbst gebe es zehn bis zwölf weitere Persönlichkeiten in der SPD, die die Führung „mindestens mit der gleichen Kraft“ übernehmen könnten. Engholm betonte, daß sein Amt als Regierungschef für ihn „absoluten Vorrang“ habe. Er verspüre wenig Neigung, nach Bonn zurückzukehren, wo er bereits einmal Bundesminister war.
Enghol sagte, es bedürfe „weiterer sorgfältiger Überlegungen, wer die besten Voraussetzungen mit sich bringt“. Eine „Übers-Knie-Brech- Lösung“ mache wenig Sinn. Er brachte erneut den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten und stellvertretenden Parteichef Johannes Rau ins Spiel, der unter den möglichen Kandidaten „ganz weit oben“ stehe: „Unter dem Mantel Rau könnte sich das Neue in der Partei entwickeln“.
Dagegen äußerte sich Vogel in Bonn optimistisch, daß sein Nachfolger bereits bis Weihnachten feststehe. Eine Vorentscheidung könnte aber auf der Präsidiumssitzung am kommenden Montag fallen. Unterstützung für Engholm kam gestern von der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen. Die Vorsitzende Ingrid Wettig-Danielmeier sagte, Engholm sei ein sehr respektabeler Kandidat, der sich immer um die Gleichstellung von Mann und Frau bemüht habe.
Nach Informationen der Kölner Zeitung „Express“ macht Engholm seine Kandidatur zum Parteivorsitzenden auf dem Bundesparteitag im Mai unter anderem davon abhängig, daß er sich im Falle seiner Wahl auf repräsentative Aufgaben zurückziehen kann und die politische Führung stärker vom Präsidium übernommen wird. Für das tagespolitische Geschäft erwartet Engholm , daß ihm ein starker Bundesgeschäftsführer zur Seite stehen werde, der in seiner Funktion vergleichbar mit dem Generalsekretär der CDU sei. Für diesen Posten sei der schleswig-holsteinische Landesvorsitzende der SPD, Gerd Walter, Engholms Wunschkandidat.
Diese Vorstellung stößt allerdings in der Bonner SPD-Zentrale auf wenig Gegenliebe. Aus der Baracke verlautete, man solle lieber doch Überlegen, ob der Parteivorsitz nicht mit einer Frau, beispielsweise Renate Schmidt aus Nürnberg, besetzt werden kann. Denkbar sei auch, den Fraktionsvorsitz an Ingrid Mattäus- Maier zu übergeben.
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