: Neu im Krankenhaus: Sammeln, schreddern
■ Abfallarbeitskreise planen Müllentsorgung und -vermeidung im Krankenhaus
Ein großes Bremer Krankenhaus produziert 120 Tonnen Müll im Jahr. Nur zwei bis fünf Prozent davon ist infektiöser Müll. Der Rest ist „hausmüllähnlich“ und kann deshalb wunderbar recycled werden. Was sich da zu sammeln lohnt, ist hauptsächlich Pappe von den vielen Verpackungen. Aber auch die Infusionsflaschen: Eine PatientIn, die am Tropf „hängt“, hinterläßt ein Kilo Glas am Tag.
Angefangen hat es im Zentralkrankenhaus Ost, wo Oberarzt Hans Schottky der Müll über den Kopf wuchs. Er gründete im Februar zusammen mit einem Schulpfleger eine Arbeitsgemeinschaft Müll, in der Schwestern und Pfleger, Bedienstete aus Wirtschaft, Einkauf, Reinigung und Ärzte überlegen, wie praktischer Umweltschutz in Krankenhaus aussehen kann. Inzwischen sind auf vielen Stationen Behälter zum Getrenntsammeln von Glas und Pappe aufgestellt und die Schwestern über die sinnvolle Trennung des Abfalls informiert. Schottky: „Das Interesse bei den Mitarbeitern ist groß.“ Die Küche hat eine eigene Presse für den Pappmüll, und das Commputerpapier, auf dem die EEGs geschrieben werden, werden vor Ort geschreddert. Der Recycling-Hof Findorff berät und organisiert den Abtransport und hat eine „Beratungszeile“ im Haus eingerichtet.
Das zweite Ziel ist die Müllvermeidung. Es ist schwerer zu erreichen. Denn wenn Schwestern und Pfleger plötzlich Spucknäpfe wieder spülen müssen, anstatt sie in den Müll zu werfen, „empfinden sie das als Rückschritt“, so Schottky. „Mehrwegartikel machen eben mehr Arbeit“, so der Arzt. Wenn beispielsweise Katheter aus PVC durch das härtere Polyäthylen ersetzt werden, kann es Probleme beim Einführen geben. Ein weiteres Problem: Ersteinmal muß mit der Wirtschaftsabteilung und dann mit den Firmen verhandelt werden, welche alternativen Produkte auf dem Markt sind und angeschafft werden können. Die Wirtschaftsabteilungen müssen in dem Kostenrahmen disponieren, den die Krankenkassen setzen.
Auch für den infektiösen Müll gibt es eine Idee. Der wird bisher in besondere Behältnisse verpackt und bis nach Kiel gekarrt. Das ist sehr teuer. Billiger zwar, aber aufwendiger wäre es, den infektiösen Müll im Haus zu desinfizieren und dann in die normale Müllverbrennung zu schicken.
Auch andere Bremer Krankenhäuser, beispielsweise das Diako, die Roland-Klinik, das Krankenhaus Links der Weser und das St.- Jürgenkrankenhaus wollen in die Müllsamlung einsteigen. Zu Informationsaustausch treffen sich VertreterInnen aller Häuser einmal im Monat im Hauptgesundheitsamt.
Das alles ist erst ein Anfang. Ein Krankenhaus beschwert sich darüber, daß der Recycling-Hof eine Müll-Analayse für teures Geld angeboten habe. Axel Wendel von der betrieblichen Abfallwirtschaftsberatung des Recycling-Hofes: „Eine Investition, die sich lohnt.“ Beate Ramm
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