: Die Zukunft selbst planen
■ Noch-Wissenschaftssenatorin Riedmüller stellt Züricher Studie über Planungsgremien an Hochschulen vor/ Ökonomiehochschule Ost auflösen
Berlin. In Berlin sollten die Universitäten sowie die Fachhochschulen jeweils eigene Planungsgremien erhalten, da es nicht sinnvoll ist, die Zukunft jeder Hochschule einzeln zu betrachten. Dies ist der Kern eines Gutachtens des Züricher Hochschul- und Wissenschaftsplaners Heinrich Ursprung, das die Wissenschaftssenatorin Barbara Riedmüller (SPD) im Juni in Auftrag gegeben hatte und gestern vorstellte. Frau Riedmüller nannte das Gutachten einen Anstoß für Diskussionen für einen »vernünftigen Planungsprozeß«, den sie »als Senatorin oder als Abgeordnete« initiieren wolle.
Die Gremien für die drei großen Hochschulbereiche sollten über Investitionen und Berufungen entscheiden, »um Egoismen der einzelnen Institutionen auszuschließen«, wie Frau Riedmüller sagte. Statt zu hauen und zu stechen, sollten die knappen Ressourcen gemeinschaftlich verteilt werden. Die Senatorin sieht unter anderem Konflikte mit dem Abgeordnetenhaus, das Entscheidungskompetenz nur ungern abgebe, sowie mit der Freien und der Technischen Universität, die Mühe haben könnten, die Ostberliner Humboldt-Universität als dritten gleichberechtigten Partner anzuerkennen. Sie unterstütze jedoch sehr den Vorschlag Ursprungs, den Leitungsgremien der Hochschulen (Präsident und Dekane) nach amerikanischem Muster verstärkt Entscheidungsbefugnisse zu übertragen.
Im einzelnen schlägt der Experte Ursprung eine »sorgfältige Professurenplanung« im Rahmen eines Vierjahresplanes vor, ferner den Aufbau einer Medical School mit einem selbständigen klinischen Bereich und dem Verbleib des akademischen Bereichs in der Hochschule. Der Züricher Professor empfiehlt, die Ostberliner Hochschule für Ökonomie aufzulösen, da an den drei Berliner Universitäten bereits wirtschaftswissenschaftliche Fachbereiche existieren. An den Fachhochschulen sollten die Professoren zeitlich zugunsten von Forschung entlastet werden. Die Ostberliner Ingenieurschulen Wartenberg und Lichtenberg sollten zu einer zweiten Technischen Fachhochschule zusammengeschlossen werden. Auch müßten die Bibliotheken dringend mit elektronischer Datenverarbeitung ausgerüstet werden, heißt es weiter.
Ursprung hatte in den vergangenen Wochen über 100 Gespräche mit Vertretern aus allen Berliner Wissenschaftsinstitutionen und politischen Parteien geführt. Die Empfehlungen betreffen vor allem organisatorische Maßnahmen auf Grundlage der Überlegung, daß die Berliner Wissenschaftslandschaft Magnetwirkung für ganz Deutschland haben wird. Dies bedeute auch, mit dem Land Brandenburg eng zusammen zu arbeiten, unter anderem mit dem Ziel der Entlastung der Berliner Hochschulen. dpa
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