taz_archiv_8462551740417

Das Jahr der Echse

DASJAHRDERECHSE

Anfang dieses Jahres galt der kleine Berliner Frank Nowatzki Verlag mit seinen Black- Lizard-Büchern noch als Geheimtip unter den Liebhabern moderner schwarzer Krimis. Schon nach den ersten drei Bänden war klar, daß man es hier mit einer Krimi-Reihe zu tun hat, die man auf keinen Fall aus den Augen lassen darf. Inzwischen sind drei weitere erschienen, und alle Erwartungen wurden voll bestätigt.

Da haben wir zunächst einmal Peter Rabe. Er wurde 1921 in Deutschland geboren, wanderte aber schon mit siebzehn Jahren nach Amerika aus. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er als Professor für Psychologie. In den fünfziger und sechziger Jahren veröffentlichte Peter Rabe eine ganze Reihe ausgezeichneter Kriminalromane.

In seinen Geschichten herrscht eine permanent bedrohliche Atmosphäre. Seine Figuren haben all die fehlerhaften Züge und menschlichen Schwächen, die sie lebendig und realistisch erscheinen lassen.

In Leben im Vakuum versucht der junge Gangster Daniel Port aus dem schmutzigen Geschäft auszusteigen und ein ganz normales Leben zu führen. Das erweist sich als nicht so einfach, denn seine früheren „Freunde“ finden die Idee völlig unakzeptabel.

Ted Lewis ist ein Vorreiter der britischen „black novel“. Sein Buch Schwere Körperverletzung weist erstaunlich präzise Porträts des organisierten Verbrechens auf. Man munkelt, daß er über ausgezeichnete Kontakte zur Unterwelt verfügte. Als Lewis 1982 starb, genoß er bereits Kultstatus in Großbritannien.

Derek Raymond alias Robin Cook hat die „black novel“ nach eigenen Worten zu einem „roman en deuil“, also einem Roman der Trauer weiterentwickelt. Trauer über eine bürokratische Gesellschaft, die zwar sorgfältig die Leichen beseitigt, aber nicht auf die lebenden Verursacher eingeht. In dem Psychothriller Ich war Dora Suarez leuchtet er die Schattenseiten einer degenerierten Gesellschaft aus. Sein Held verfolgt wie besessen den psychopathischen Killer und schreit dabei den korrupten Bullen und Politikern seine verzweifelte Wut ins Gesicht.