Vor der Oper: Relief für Benno Ohnesorg

■ Hrdlickas Plastik zum Gedenken an Ohnesorg enthüllt/ Lummer: Denkmal »zieht Bundesrepublik in den Schmutz«

Charlottenburg. In Erinnerung an den Studenten Benno Ohnesorg ist am Wochenende die Plastik Der Tod des Demonstranten des österreichischen Künstlers Alfred Hrdlicka enthüllt worden. Es steht vor der Deutschen Oper zum Gedenken an den am 2. Juni 1967 bei einer Demonstration gegen den Besuch des persischen Schahs, Rezah Pahlevi, getöteten Studenten. In unmittelbarer Nähe des Standortes, in der Krummen Straße 66, wurde Ohnesorg von einem Polizisten erschossen.

Das etwa lebensgroße Relief ist der Zweitguß eines bereits 1971 geschaffenen Werkes, dessen Original sich in Wien befindet. Es stellt zwei auf einen liegenden Demonstranten einprügelnde Polizisten dar. In der Inschrift am Betonsockel heißt es: »Sein Tod war ein Signal für die beginnende studentische und außerparlamentarische Bewegung, die ihren Protest gegen Ausbeutung und Unterdrückung besonders in den Ländern der dritten Welt mit dem Kampf um radikale Demokratisierung im eigenen Land verband.«

Die Bonner Grünen-Politikerin Antje Vollmer hob in ihrer Rede die »Fassungslosigkeit« und »den schrillen Zorn« der Berliner Studenten nach den tödlichen Schüssen hervor. »Widerstand erschien uns als das Gebot der Stunde, Militanz war geboten«, faßte sie die Gefühle ihrer damaligen Kommilitonen während der Einweihungsveranstaltung zusammen. Das Denkmal zeige, daß Ohnesorg im politischen Bewußtsein nicht vergessen werde und daß es »um Zivilisierung des staatlichen Gewaltmonopols gehen muß«. Der Tod Ohnesorgs, in dessen Folge der damalige Innensenator und der Polizeipräsident zurücktreten mußten und später auch der Regierende Bürgermeister Heinrich Albertz politische Konsequenzen zog, gilt als eigentlicher Auslöser der Studentenbewegung in den späten sechziger Jahren und der Außerparlamentarischen Opposition.

Der Schriftsteller und Bürgerrechtler Bahman Nirumand, der an der Demonstration gegen den Schah beteiligt war, forderte, nicht in nostalgische Befriedigung über die 60er Jahre zu verfallen. Denn: »Die Ziele und Utopien der Außerparlamentarischen Opposition sind auch heute noch aktuell.«

Die Kosten des Denkmals in Höhe von 90.000 Mark trug die Senatsbauverwaltung. In einer abschließenden Gesprächsrunde im Berliner Haus der Kirche empörten sich mehrere Teilnehmer über den Auftritt des CDU-Abgeordneten Heinrich Lummer bei der Enthüllung, der nach Angaben von Zeugen die Redner beschimpft hatte. Die Einweihung der Plastik sei ein »Akt der Unverschämtheit«, und die Bundesrepublik werde dabei »in den Schmutz gezogen«, wurde Lummer zitiert. Für das Mahnmal hat der Bildhauer auf ein Honorar verzichtet.

Gedenktafel für Dutschke

Eine Tafel zum Gedenken an den Studentenführer Rudi Dutschke soll am 23. Dezember am Kurfürstendamm Ecke Joachim-Friedrich-Straße, dem Ort des Attentats gegen ihn, eingeweiht werden. Die Feier beginnt am Sonntag um 11 Uhr. dpa