: Europa braucht Berlin
■ Studie: Hauptstadtfunktionen notwendig
Berlin. Die europäische Entwicklung erfordert, daß Berlin künftig weitere Hauptstadtfunktionen übernimmt. Dies ergab eine Studie der »Gesellschaft für Politikanalyse« zum Thema »Die Hauptstadt- Entscheidung im europäischen Kontext«, die deren Mitarbeiter gestern vorstellten.
Die Behauptung, daß die Verlegung des Regierungssitzes nach Berlin die Bundesrepublik zentralisiere, eine Entscheidung für Bonn dagegen ihre föderale Struktur stärke, wiesen die Politikwissenschaftler der Gesellschaft zurück. Berlin sei zwar eine Metropole, zähle jedoch, bezogen auf den Anteil der in Berlin lebenden Gesamtbevölkerung, im internationalen Vergleich zu den kleinen Hauptstädten, erklärte der Leiter der Gesellschaft, Volker von Prittwitz. Mit 4,26 Prozent der deutschen Bevölkerung lebten in Berlin relativ weniger Bundesbürger als in Bern Schweizer, sagte er. Das Argument, wonach die Nähe zur künftigen europäischen Hauptstadt Brüssel für Bonn als Regierungssitz spreche, lehnte Prittwitz ab. Beim Aufbau eines europäischen Föderalismus müsse statt dessen berücksichtigt werden, daß die Region um Berlin im Vergleich zum westlichen Teil der Bundesrepublik noch lange rückständig bleiben werde.
Besonders hoch seien in Berlin lediglich die Bevölkerungsdichte und die Zahl von Personen, die im Bereich der politischen Verwaltung arbeiteten. Prittwitz warnte davor, die Wahl des künftigen Regierungssitzes unnötig lange zu verzögern. »Nicht-Handeln bedeutet hohe Kosten, die jeden Monat weiter steigen.« Diese Studie die sich auch an Mitglieder der Parlamente wendet, solle dazu beitragen, daß die Frage des künftigen Regierungssitzes in der Öffentlichkeit sachlicher und strukturierter diskutiert werde, erklärte Prittwitz. Die Gesellschaft für Politikanalyse, als eingetragener Verein vor wenigen Monaten gegründet, wird als Privatinitiative von ihren rund 15 Mitarbeitern finanziert und tritt mit dieser Studie erstmals an die Öffentlichkeit. dpa
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen