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Einen US-Laster blockiert

■ 200 KriegsgegnerInnen versuchten, Hafenumschlag in Bremerhaven zu stören

Den bisher einzigen Versuch, im Bremer Raum den Transport der US-Kriegsgüter zu stören, unternahmen gestern nachmittag 200 KriegsgegnerInnen in Bremerhaven. Nach einer kurzen Kundgebung vorm „Ballhaus“ eilten die DemonstrantInnen am Zollhaus vorbei Richtung Hafen. Zum Blockieren hatten sie sich nicht die Einfahrt ausgesucht, auf der die Konvois der US-Army gewöhnlich in den Hafen rollen, sondern — mangels Beteiligung — die stadtnäher gelegene Zufahrtsstraße am „Roten Sand“. Die Bremerhavener Polizei baute der „Hafen-Inspektion“ dennoch rasch einen Riegel vor: Eine lockere Polizeikette stellte sich den DemonstrantInnen in den Weg. Die KriegsgegnerInnen - nicht auf Konfrontation aus und zum Teil aus Oldenburg und Bremen angereist — blieben auf der Straße stehen. Etwa dreißig Meter von ihnen entfernt — durch Eisenbahnwaggons und einen Zaun abgetrennt — ein „Parkplatz“ der US-Armee. Nato-olive Jeeps warteten auf ihre Verladung.

Die Polizisten forderten über Megaphon dazu auf, die Aktion abzubrechen: „Wir werden Sie nicht in den Hafen reinlassen.“ Hafenarbeiter auf dem Heimweg machten aus ihrem Unmut über die Verkehrsbehinderung keinen Hehl: „Plattmachen“, forderte einer die Polizisten auf. Als die DemonstrantInnen nicht wichen, drückten die Beamten die Antikriegs-Schar schließlich Richtung Straßenrand. Ein Stein flog. Wie gerufen fuhr in diesem Moment ein LKW der US-Armee mit zwei GIs und großer leerer Ladefläche auf die Szenerie zu. Die DemonstrantInnen — frisch motiviert — stellten sich vor den Kühler. Ein Demonstrant mit Humor rief: „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Kette nicht“. Die Beamten zogen sich etwas zurück. Dann wurden Schlagstöcke wurden ausgegeben - aber nicht eingesetzt. Denn die beiden GIs im Führerhaus des Army-LKWs sorgten dafür, daß die Blockade ihr Ende fand: Sie wendeten nach ca. zwanzig Minuten.

Die DemonstrantInnen waren's zufrieden, daß sie den Schritt „vom Protest zur direkten Aktion“ gegangen waren. Doch wehmütig dachte so mancheR an an das Oktober-Wochenende 1983, als mehr als 2.000 Friedensbewegte den Hafen an drei Zufahrten dicht gemacht hatten. Manfred Hilmer: „Traurig ist, daß damals tausende hier waren, daß es aber jetzt, wo es zur Nagelpobe kommt, nur so wenige sind.“ B.D.

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