: Gespräche mit Evaluierten & Evaluierenden
■ Beginn einer taz-Serie
In der Ex-DDR wird derzeit die Forschungslandschaft unter Federführung des westdeutschen Wissenschaftsrates evaluiert, also neu bewertet. Der Wissenschaftsrat hat verschiedene Komissionen, gebildet aus westdeutschen ProfessorInnen, berufen, um diese Evaluierung durchzuführen. Diese Tätigkeit ist ehrenamtlich. Die Kommissionen berichten dem Wissenschaftsrat über ihre Erfahrungen, der bis zum Frühsommer 1991 Empfehlungen an die entsprechenden politischen Gremien gibt, welche Institute und Einrichtungen zu fördern, neu zu strukturieren oder zu schließen seien. Verbunden mit dieser „Bestandsaufnahme“ ist selbstverständlich die Prüfung der Personen, die an diesen Einrichtungen arbeiten — ihre bisherige Arbeit, ihre Qualifikation, ihr politischer Lebenslauf.
Das Erläuterungsbemühen des Wissenschaftsrates, wer aus welchen Gründen in die Evaluierungskommissionen berufen wurde, hielt sich bisher in engsten Grenzen. Nicht alle Kommissionen konnten international besetzt werden, die überwiegende Mehrzahl der Gutachter ist westdeutscher Provinienz. Die Internationalität scheiterte nach Auskunft des Wissenschaftsrates weitestgehend an der Bereitschaft ausländischer Gutachter, sich für diese Tätigkeit freizumachen.
Eine möglichst internationale Besetzung wäre sinnvoll gewesen erstens, um die Messung der bisherigen Arbeit an den „internationalen Standards“ möglichst umfassend zu gewährleisten, zweitens, um auszuschließen, daß sich in Westdeutschland bereits gut situierte „Schulen“ umstandslos verdoppeln, und schließlich drittens, um die Evaluierung nicht von Konkurrenz um Forschungsgelder und technische Einrichtungen (dies vor allem für die Naturwissenschaften) bestimmen zu lassen.
Der Wissenschaftsrat ist eine ständige Einrichtung der ehemaligen BRD, der die Aufgabe hat, Forschungseinrichtungen auf ihre Berechtigung zu prüfen, von Bund und Ländern mit Finanzmitteln ausgestattet zu werden. Vorsitzender ist seit 1989 Dieter Simon, mit dem die taz am 10.10.90 ein Gespräch führte (Wissenschaftsseite). In der Reihe „Gespräche mit Evaluierten & Evaluierenden“ wird die taz die konkreten Verläufe und Ergebnisse der Evaluierung in unterschiedlichen Fakultäten dokumentieren. es
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen