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Deutsche Bomber fliegen gen Irak

■ Oldenburger Alpha-Jet-Staffel soll in die südliche Türkei verlegt werden

In Oldenburg wird es in den nächsten Wochen ruhiger werden: Eine der „Alpha-Jet“-Jagdbomer-Staffeln wird verlegt. Die Fluglärmgegner, die seit langem ein Ende der Tiefflüge über der Stadt und die Abrüstung des stadtnahen Fliegerhorstes fordern, sind aber alles andere als zufrieden: Die Bomber-Staffel soll an die türkisch-irakische Grenze verlegt werden. Die Oldenburger Alpha-Jets gehören zu einer mobilen Nato-Eingreiftruppe, und die soll das Nato-Mitglied Türkei gegen den irakischen Diktator verteidigen.

„Wir haben nie das St.-Florians-Prinip vertreten“, sagt Detlev Wiese von der Oldenburger Fluglärm-Initiative. Aus prinzipiellen, historischen Gründen ist der Grüne strikt dagegen, daß deutsche Soldaten in Krisengebieten eingesetzt werden. Auch der Oldenburger SPD-Bundestagsabgeordnete Dietmar Schütz ist der Ansicht, „daß wir uns aus der Golfregion heraushalten müssen“. Und er ist auch in diesem Falle gegen den Automatismus des Nato-Vertrages, nach dem der „Bündnisfall“ eintritt, wenn ein Mitgliedsland — hier die Türkei — angegriffen wird: „Angriff und Verteidigung sind da nicht auseinanderzuhalten.“

Die Offiziere, die die Staffel der 18 Alpha-Jet-Maschinen in der Türkei fliegen sollen, haben von ihrem bevorstehenden Einsatz in den Weihnachtsferien aus den Nachrichten erfahren. Zivilangestellte sollen sie begleiten und u.a. auch vier normale Wehrflichtige — als Sanitäter. Die Gegend kennen die Bomberflieger, die Nato-Staffel verfügt in der Türkei über einen eigenen Flugplatz und hat dort auch regelmäßig geübt.

So sind die Oldenburger Bomber für den Golfkrieg-Einsatz bestens vorbereitet — auch wenn die offizielle Entscheidung noch nicht gefallen ist, wird mit der Entsendung in den kommenden Tagen gerechnet. Wenn die Bundesregierung sich wirklich eine „politische Entscheidung“ vorbehalten wollte, wie der Oldenburger SPD-Abgeordnete es fordert, würde das die bestehenden Nato-Strukturen in Frage stellen.

Hauptmann Fischer, der über die Feiertage im Oldenburger Fliegerhorst die Stallwache hielt, sieht den Auftrag der Jagdbomber „rein defensiv“. Es handelt sich um relativ leichte Flugzeuge, die Bomben mitführen und unter den Tragflächen Raketen — geradezu ideal geeignet für die Art von 'Vorneverteidigung', mit der nach dem gängigen Szenario für den Golfkrieg in wochenlangen Beschuß alles zertrümmert werden soll, was sich an irakischem Kriegsgerät aus Bunkern und Verstecken hervorwagt. Die „Nato-Feuerwehr“, wie der Hauptmann stolz sagt, kann äußerst schnell verlegt werden. Kaum einen Tag nach ihrem Abschied aus Oldenburg wäre sie in der Türkei gefechtsbereit. K.W.

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