: Kollegiale Hilfe in Sachen Computer
■ Seit einem Jahr veranstalten vier Lehrer der Bröndby-Oberschule in Steglitz Computerkurse für LehrerInnen der fünf Oberschulen in Teltow/ Ausweitung des Programms im neuen Semester
Steglitz. »Mich hat immer etwas verbittert, daß Lehrer nach dem zweiten Staatsexamen die Tür hinter sich zumachen und erst dann wieder öffnen, wenn sie pensioniert werden«, sagt Nicolai Neufert, Informatiklehrer an der Bröndby-Oberschule in Steglitz. Anfang 1990 stand er mit drei Kollegen bei der Stadtverwaltung im benachbarten Teltow auf der Matte: Sie würden gerne Computerkurse für interessierte Lehrer in Teltow anbieten. Die Resonanz auf das Fortbildungsangebot war so groß, daß die Bröndby-Lehrer zusammen mit Peter Kirschke, Polytechniklehrer an der Oberschule Teltow III, im Juli 1990 einen Regionalverbund mit dem Schwerpunkt Computerbildung gründeten. Träger sind das Bezirksamt Steglitz und die Stadtverwaltung Teltow.
Die fünf Dozenten bieten Einführungskurse in die Textverarbeitung an — alles in ihrer Freizeit. Über hundert Teltower Lehrer haben inzwischen an den Kursen teilgenommen. Entscheidend sei, daß die Schüler von der Weiterbildung der Lehrer profitierten: »Schulabgänger im Land Brandenburg haben im Bereich der Informatik ein niedrigeres Bildungsniveau als Westberliner Schüler. Bewerben müssen sie sich aber auf einem gemeinsamen Arbeitsmarkt«, begründet Kirschke sein Engagement.
Renate Riegel, Mathematiklehrerin an der Teltower August-Förster- Oberschule, hat an einem der ersten Kurse teilgenommen. Vor allem den Austausch mit Westberliner Lehrern fand sie positiv und plädiert für eine inhaltliche Erweiterung des Verbundes: »Hilfe könnten wir beim Üben von Bewerbungsschreiben und -gesprächen gebrauchen«. Sie glaubt, viele Lehrer würden auch gegenseitige Hospitationen begrüßen: »Besonders Lehrer aus dem Bereich Gesellschaftskunde haben ziemliche Schwierigkeiten und würden gern mal bei Westberliner Kollegen zuschauen.« Andererseits hätten Lehrer im Osten »in methodischer und psychologischer Hinsicht viele gute Erfahrungen gesammelt«.
Zur Zeit verhindert der Geldmangel diese Erweiterung. Ob das Land Brandenburg den Verbund dauerhaft finanziell unterstützen wird, ist noch ungewiß. Dementsprechend bescheiden sind die Wünsche: Da man letztes Semester 50 Prozent der Anmeldungen nicht unterbringen konnte, sollen die Kurse für das neue Semester (Februar bis Juli 1991) erweitert werden. ana
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen