piwik no script img

Wenn im Osten der Magen knurrt ...

■ Ein zufälliger Streifzug durch Restaurants der früheren Hauptstadt der DDR

Es ist immer dasselbe Theater, wenn wir essen gehen wollen. An der einstigen Nahtstelle der Systeme, am Checkpoint stehend, fragen wir uns: welche Richtung, Ost oder West? Rein gefühlsmäßig immer Ost, zurück in die Heimat. Nur, wo kann man wirklich gut essen? In der Edelkneipe 1900. Aber als Ostler geht man da nicht mehr hin, weil hier jeden Abend großer Treff aller Überzeugungswestler angesagt ist. Die sitzen dann auf den besten Plätzen, die die Ost-Gastronomie zu bieten hat und der Einheimische steht vor der Tür. Wie überall. Also was bleibt uns? Der Rosengarten (Thälmann- Park). Seitdem wir dort im Sommer die einzigen Gäste waren und alle der insgesamt fünf Gerichte nur mit Champingions gereicht wurden, meiden wir eher diese einst sehr angenehme »Wohngebietsgaststätte«. Es sollen damals alle Köche nur noch in Westtöpfen gerührt haben, so daß der »Rosengarten« sich mit einer schnell eingestellten zweiten Reihe begnügen mußte. Dagegen meinen es die Köche im Wildrestaurant (Greifswalder Straße) besonders gut. Bei Bauernstuben-Athmosphäre gibt es riesige Portionen, die eher Wald- und Dorfmenschen sattmachen, als sprillige Stadtmenschen. Nichts von ihrem Handwerk scheinen die Köche im Hiddensee (Prenzlauer Allee) zu verstehen. Ein Fischrestaurant ohne Fisch. Die Idee zum Namen gab wahrscheinlich den einfallslosen Stadtplaner nur die angrenzende Hiddenseer Straße. Anstatt ins kulinarische Angebot zu investieren, besorgten die um Gästegunst buhlenden Besitzer erst einmal zwei funkelnde Spielautomaten. Vielleicht läßt sich der Hunger auch so vertreiben. Oder man zieht in die Alte Münze (Münzstraße) um sich das schlechteste Eisbein Berlins in den leeren Magen zu stopfen. Hauptsache es füllt. Das beste Eisbein, so verraten Insider, soll es im Schlachthof (Proskauer Straße) geben. Wer mehr als nur abgefüllt werden will, sollte in die Offenbach Stuben (Senefelderstraße) gehen. Ein ganz persönlicher Empfang durch wunderbar altmodisch-charmante Kellner ist garantiert. anbau

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen